Gute Chancen in Osteuropa
Trotz Griechenland entspannte Anleihemärkte
Die Anleihemärkte sind eine Art Fieberthermometer der Krise. Je höher das Risiko, desto höher sind die Zinsen, die ein Land für frisches Geld zahlen muss. Den Rekord hält Griechenland, im Rest Europas ist die Lage an den Anleihemärkten derzeit relativ entspannt.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 7.2.2012
Relativ gute Noten für Osteuropa
Während Österreich seinen Geldgebern für zehnjährige Staatsanleihen keine drei Prozent Zinsen zahlen muss, sind es bei Griechenland astronomische 30 Prozent. Damit ist es in der Griechenland-Frage fünf vor zwölf, sagt Fritz Mostböck, der Chef-Analyst der Erste Group. Schließlich hätte ein Pleite Griechenlands enorme globale Auswirkungen - besonders negativ belasten würde sie die Finanzmärkte, so Mostböck.
Die Euro-Schuldenkrise geht auch an Ost-und Südosteuropa nicht spurlos vorüber. Einen Abverkauf von Staatsanleihen im großen Stil, wie nach der Lehmann-Pleite, gibt es laut Erste Group derzeit aber nicht. Das liege daran, dass Osteuropa im Schnitt weniger Schulden hat als der Euro-Raum und die Wirtschaft vergleichsweise schneller wächst. Und das honorieren auch die Rating-Agenturen, die diese Staaten höchsten marginal zurückgestuft hätten, so der Chef Analyst der Erste Group.
Weiterer Kapitalbedarf
Für die Investoren ist Zentral -und Osteuropa also immer noch ein guter Kompromiss zwischen Sicherheit und Risiko. Um das Wachstum anzukurbeln werden sich osteuropäische Länder auch 2012 mit neuen Milliarden am Kapitalmarkt verschulden. Bei der Erste Group geht man von einem Kapitalbedarf von etwa 35 Milliarden Euro aus, den Ungarn, Tschechien, die Slowakei, Polen, Kroatien und Rumänien über neue Staatsanleihen decken wollen. Potenzielle Geldgeber sind laut Erste Group in- und ausländische Fonds. Sie investieren in Osteuropa, weil Anleihen von Industrienationen wie Deutschland zurzeit kaum Zinsen abwerfen und als Investment nicht wirklich attraktiv sind.
"Keine Wirtschaftskrise in Ungarn"
Das Sorgenkind in Osteuropa ist und bleibt Ungarn, wo die heimischen Banken seit Jahren aktiv sind. Dass sich die angespannte politische Situation negativ auf die Wirtschaft auswirkt, glaubt Mostböck aber nicht. In Ungarn herrsche eine politische Krise und keine Wirtschaftskrise, und die Chancen stünden gut, dass Regierungschef Orban einlenken werde. Und mit einer Staatsverschuldung von 77 Prozent stehe Ungarn immer noch besser da als der Durchschnitt der Euro-Zone.