Opferanwalt rechnet mit bis zu 200 Opfern

"Malariatherapie": Immer mehr Betroffene

Der Fall rund um jene Heimkinder, die in den sechziger Jahren absichtlich mit Malaria infiziert wurden, wird aufgearbeitet. Die Wiener Universitätsklinik für Psychiatrie hat das versprochen. Zehn mögliche Opfer haben sich bisher gemeldet, 200 Betroffene könnten es insgesamt sein.

Frühjournal, 9.2.2012

Opfer melden sich

Die Wiener Universitätsklinik für Psychiatrie will in den nächsten Wochen die Vorwürfe um möglichen Missbrauch von Heimkindern und anderen Patienten durch Malaria-Infektionen aufarbeiten. Drei Betroffene haben sich bisher bei den ORF-Radios gemeldet, ein oder zwei bei anderen Medien. Anwalt Johannes Öhlböck sagt, dass sich in seiner Kanzlei insgesamt sechs Personen gemeldet haben, die angeben, dass an ihnen zwischen 1961 und 1968 eine Malaria-Therapie in der Klinik Hoff durchgeführt wurde.

Wobei alle mit dem Blut anderer meist junger Patienten infiziert worden seien. "Sieben Tage hatten sie Fieber, sieben Tage kein Fieber, dadurch dass ihnen Chinin gespritzt wurde. Nach diesen 14 Tagen wurde ihnen wieder Blut abgenommen und einem weiteren Probanden gespritzt", sagt Öhlböck.

Bis zu 200 Betroffene

Wie berichtet könnte der Zweck vor allem gewesen sein, den Malaria-Erreger im Blut von Patienten am Leben zu erhalten, um ihn verfügbar zu haben für eine Syphilis-Therapie, die zum damaligen Zeitpunkt schon veraltet und eigentlich durch Antibiotika ersetzt war. Anwalt Öhlböck geht davon aus, dass dazu alle zwei Wochen ein Patient mit Malaria infiziert werden musste und sagt daher: „Ich gehe davon aus, dass es pro Jahr mindestens 26 Betroffene gegeben hat und es insgesamt mindestens 100, wenn nicht 200 Opfer gegeben hat.

Versuche bis 1968?

Dass die umstrittene Vorgangsweise Öhlböck-Mandanten zufolge bis 1968 angedauert haben soll, wäre allerdings neu. Der Psychiater und Zeitzeuge Bernd Küfferle hatte gegenüber Ö1 angegeben, die Anwendung der sogenannten Malaria-Therapie sei 1965 eingestellt worden.

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