Halbzeit bei der Berlinale

Ehrenbär für Meryl Streep

Schauspielerin Meryl Streep, die mit Filmen wie "Sophies Entscheidung", "Jenseits von Afrika", "Die Brücken am Fluss" oder "Der Teufel trägt Prada" bekannt wurde, erhielt einen Goldenen Ehrenbären, den sie sich persönlich abholte. Interessantes gibt es auch vom heurigen Wettbewerb zu berichten.

Kultur aktuell, 15.02.2012

Nicht nur einen Ehrenbären für ihr Lebenswerk wird Meryl Streep aus Berlin mitnehmen, Geschenke und Komplimente für die 62-jährige Schauspielerin auch bei ihrem Pressesauftritt in Berlin - am Valentinstag. Durchaus originell: eine von einem sibirischen Künstler gestaltete russische Puppe mit Streeps Konterfei.

Rituale wie diese lockern den Festivalalltag auf und Meryl Streep zeigte sich als humorvolle Mitspielerin. Eines der russischen Puppengesichter zeigte die Schauspielerin übrigens als Eiserne Lady Margaret Thatcher, also genau jene Rolle, die Streep in Ihrem neuen, in Berlin außer Konkurrenz gezeigten Film "The Iron Lady" verkörpert, eine durchwachsene Mischung aus Polit-Revue und den kruden Fantasien einer altersdementen Ex-Premierministerin.

Trotz all ihrer Umstrittenheit sieht Meryl Streep in Thatcher eine Feministin, aber dass Streep auf starke Frauenfiguren in ihrer Rollenwahl fixiert sei, das wies Streep zurück.

Brüchiger Familienzusammenhalt

In der Konkurrenz um den Goldenen Bären wird mittlerweile heftig und auf ganz unterschiedliche Weise an der Bewältigung privater Tragödien mit familiären Fallstricken gearbeitet, etwa der Deutsche Hans Christian Schmied, der in seinem Drama "Was bleibt?" zwei erwachsene Brüder auf eine intensive Konfrontation mit sich selbst und ihrem Elternhaus zusteuern lässt. Als die seit 30 Jahren depressive Mutter beschließt, ihre Medikamente abzusetzen, bröckelt das Familiengefüge.

Hinter materiell gut gepolsterten Fassaden entpuppt sich die Verlegerfamilie als brüchiges Ensemble; Existenzängste, falscher Stolz, Emanzipationsversuche und wie sie misslingen, Entfremdung, schließlich eine Todeserfahrung, die die Dinge noch einmal neu ordnet.

In einer konzentrierten Erzählung schält Regisseur Schmied die Wesenszüge seiner Figuren heraus, legt die Bruder- und Generationskonflikte und familiäre Paradoxien bloß, ohne sie bloß zu stellen. "Was bleibt?" Möglicherweise gibt die Wettbewerbs-Jury bei der Bärenverleihung am Samstag, 18. Februar 2012, eine Antwort auf diesen Filmtitel.

Textfassung: Ruth Halle

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