Aussichtsreiche Kandidaten

Berlinale-Preis-Vergabe am Samstag

Die heurige Berlinale geht ihrem Ende zu. Bevor am Samstag, 18. Febrar 2012, die Berlinale-Bären vergeben werden, haben sich in den letzten Tagen noch einige Filme für mögliche Preise empfohlen. Einer davon ist der deutsche Wettbewerbsbeitrag "Gnade".

Kultur aktuell, 17.02.2012

Schuld und Sühne einmal mehr im Kino. Ein junges Paar, gespielt von Jürgen Vogel und Birgit Minichmayr, wandert aus, von Deutschland nach Hammerfest in Norwegen, wo im Winter wochenlang Dunkelheit herrscht - ein Omen auch für die Ereignisse im deutschen Film "Gnade".

Bei einem Autounfall wird ein 16-jähriges Mädchen getötet, die Tat vertuscht. Eine Familie, jene des Opfers, wird zerstört, eine andere, jene der Täter, erfährt, wenn auch nur vorübergehend, neuen Zusammenhalt. Doch gibt es ein richtiges Leben unter den falschen Voraussetzungen? Wie kann man mit dieser Schuld weiterleben? Kann man überhaupt?

Glasners Film gehört, trotz dunkler Momente, im wahrsten Sinn des Wortes zu den Lichtblicken dieses heurigen Bärenrennens. Für ihre Rolle musste Schauspielerin Birgit Minichmayr Norwegisch lernen. Eine Empfehlung für künftige Rollen in norwegischen Filmen?

Gewalt gegen Roma

Nicht minder dramatisch, wenn auch in einer ganz anderen Erzählform, geht es im ungarischen Film "Just the Wind" zu. Unter den Vorzeichen von Gewalt gegen Roma in Ungarn im Jahr 2008 konkretisiert Regisseur Bence Fliegauf anhand einer Familie die Lebensbedingungen der ethnischen Minderheit zwischen Müll und Hoffnungslosigkeit, zwischen Drogen und dem ehrlichen Aufbäumen gegen die Misere.

Stark dokumentarisch, aber Regisseur Bence Fliegauf schränkt ein: "Natürlich gibt es fiktionale Elemente. Mein Film sollte weit über das hinausgehen, was die Polizei zu diesen Verbrechen im Jahr 2008 herausgefunden hatte. Auch wenn wir nahe am Leben dran sind, ist es letztlich ein Spielfilm."

Agententhriller mit Hau-drauf-Qualitäten

Bei aller Reflexion über persönliche oder gesellschaftliche Probleme hat diese Berlinale auch noch anderes zu bieten. US-Regisseur Steven Soderbergh etwa lieferte mit "Haywire" außer Konkurrenz einen Agententhriller mit Hau-drauf-Qualitäten - ungewöhnlich: Eine Frau schlägt sich da durch die Männerwelt.

Und Soderbergh gab dann auch gleich die Gebrauchsanweisung mit, die er mit Festivalintendant Dieter Kosslick besprochen hatte. Erholung sei nämlich auch mal angesagt. Nicht entspannen kann sich die Wettbewerbsjury, sie hat jetzt die Qual der Wahl für die Preisverleihung.

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