NATO-Soldaten in Afghanistan

Proteste gegen Koran-Schändung

In Afghanistan sollen US-Soldaten Ausgaben des Koran verbrannt haben. Ob es stimmt oder nicht - tausende wütende Menschen haben sich vor den US-Militärbasen versammelt. Die NATO bemüht sich, die Lage zu beruhigen, und hat bei der afghanischen Bevölkerung um Entschuldigung gebeten.

Mittagsjournal, 21.02.2012

NATO-Chef will Untersuchung

Der Chef der NATO-Schutztruppe in Afghanistan, John Allen, ist spürbar verärgert. Er wendet sich in einer Videobotschaft direkt an die Menschen in Afghanistan: an das edle Volk von Afghanistan: Das Personal der ISAF hat in der Militärbasis Bagram eine große Anzahl an Dokumenten unangemessen entsorgt, darunter auch einige Schriften des Koran.

Man werde diese Vorgänge genau untersuchen und aufklären, sagt ISAF-Chef Allen. Und verspricht öffentlich, dass so etwas nie wieder vorkommen wird.

Letzte Unruhen im April

Die Worte des amerikanischen Generals sind betont vorsichtig. Denn schon einmal hat die Verbrennung des Korans zu Ausschreitungen in Afghanistan geführt. Vergangenen April hatte ein US-amerikanischer Pastor öffentlich die islamischen Schriften verbrannt. Bei den darauffolgenden Protesten sind zehn Menschen ums Leben gekommen.

Tausende demonstrieren

Und auch jetzt gehen in dem streng religiösen Land die Wogen hoch. Afghanische Medien berichten von mehr als 3.000 wütenden Menschen, die vor der größten US-Militärbasis der Amerikaner in Baghram ihrem Zorn freien Lauf lassen. Sie schmeißen mit Steinen und Benzinbomben, laut Augenzeugen soll bereits ein Tor der Militärbasis in Flammen stehen. Wachleute der Militärbasis sollen daraufhin Gummigeschosse gegen die Demonstranten eingesetzt haben. Auch von einer zweiten NATO-Basis meldet die Polizei Proteste mit mehr als 500 Menschen.

Auch bei einer zweiten NATO-Basis im Bezirk Kabul sollen mehrere hundert Menschen gegen die Verbrennungen protestieren.