Kurt Langbein über das Leben mit Krebs

Radieschen von oben

Medizinjournalist Kurt Langbein erhält die Diagnose Prostata-Krebs. Nachdem er jahrelang darüber berichtet hat, wie man diese hartnäckige Krankheit besiegen kann, muss er sich mit einer neuen Rolle, mit der als Patient anfreunden. Das Schreiben war für ihn Teil eines therapeutischen Prozesses.

"Du musst wirklich etwas tun, weil ich habe den Eindruck, so sehe ich dich nicht mehr lange." Diesen eindringlichen Rat erhält Kurt Langbein von einem befreundeten TCM-Arzt, den er nach seinem hohen PSA-Wert, einem möglichen Indiz für Prostatakrebs, aufsucht. Das ist der Anfang von vielen unangenehmen Untersuchungen, bei denen Langbein beschreibt, wie er als Patient durch Stationen und Abteilungen zwischen Warteraum, Krankenbett und Bestrahlungszimmer durchgeschleust wird.

Das fragt sich Kurt Langbein, als er das erste Mal mit der Diagnose Krebs konfrontiert wird.

Das Leben vernichtender Exzess

Langbein schreibt viel über die Geschichte und die Entwicklung der Krebsforschung, mit der er sich schon lange vor seiner Diagnose befasst hat. Über den Krebs als König aller Krankheiten, als Exzess des Lebens, der das Leben vernichtet. Obwohl an Krebs weniger Menschen als an Erkrankungen von Herz und Kreislauf sterben und viele lange mit einer hoffnungslos wirkenden Diagnose leben, löst das Wort "Krebs" nicht nur bei Kurt Langbein großes Unbehagen aus.

Kurt Langbein ist überzeugt: Der Krebs hat nur dann ein leichtes Spiel, wenn das Immunsystem durch psychische Belastungen geschwächt ist, auch wenn klassische Risikofaktoren vorliegen. Der Journalist beschreibt die verschiedenen Therapiemöglichkeiten und zieht den Schluss, dass jene Mediziner, die bei Krebsbehandlungen ganzheitliche Ansätze verfolgen - also einen klugen Mix aus moderner Schulmedizin, Psychologie und alternativen Methoden praktizieren - überdurchschnittlich erfolgreich sind.

Mit der Angst allein gelassen

Langbein schildert sehr persönlich, wie sich sein Körper und dadurch der Umgang mit Familie, Freunden und Mitarbeitern verändert.

Langbein betont, wie wichtig eine Navigation durch das Krankheitssystem für Patienten wäre, die so oft mit Angst und Fragen alleine bleiben. Er erzählt, wie er sich auf seine Wegbegleiter stützt, die während der Therapie Mut machen und wie er mit Traurigkeit, Akzeptanz und ohnmächtiger Wut umgeht.

Spontanheilungen, Placebos und Glaube

Der Journalist befasst sich mit Spontanheilungen, Placebos und damit, wie sich Glaube und positive Einstellung auf das Immunsystem und somit auf den Heilungsprozess auswirken können.

Langbein wechselt zwischen Kapiteln, in denen er viele Forschungsstudien erklärt und medizinische Dinge vereinfacht darstellt und emotionalen Passagen, die Verzweiflung, Zuversicht und den Verlauf der Krankheit schildern. Das Buch zeigt, wie der erfahrene Journalist sich plötzlich in der Rolle des ängstlichen Betroffenen wiederfindet und sein Wissen über Krebs den Erfahrungen des eigenen Körpers gegenübersteht. "Radieschen von oben" ist weder beschönigend noch mitleidig geschrieben, sondern einfach sehr direkt.

Krebs ist eine komplizierte Entgleisung des Lebens, schreibt Langbein, mit einfachen Rezepten weder zu verstehen noch zu heilen.

Service

Kurt Langbein, "Radieschen von oben. Über Leben mit Krebs", Ecowin Verlag

http://www.ecowin.at/Radieschen_von_oben.412.0.html?&tx_jppageteaser_pi1[backId=26|Ecowon] - Radieschen von oben
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