"Sun on Sunday" nach "News of the World"

Neuer Anlauf für Murdoch-Blatt

Knapp acht Monate nach dem unrühmlichen Ende der britischen Boulevardzeitung "News of the World" bringt Medienmogul Rupert Murdoch schon wieder eine neue Sonntagszeitung auf den Markt: "Sun on Sunday".

Morgenjournal, 25.02.2012

Mann der Tat

Rupert Murdoch ist ein Mann der Tat, dass er nach dem Ende seiner geliebten "News of the World" wieder eine Sonntagszeitung auf den Markt bringen würde, war zu erwarten. Die Branche reagiert aber überrascht, wie eilig es der Medienmogul hat. Die "Sun on Sunday" ist an diesem Sonntag erstmals erhältlich. Murdoch verlängert seinen Aufenthalt in London, um die Einführung höchstpersönlich zu überwachen.

Lücke schließen

Der 80-jährige Chef des globalen Medienriesen News Corporation will mit der "Sun on Sunday" die Lücke füllen, die die "News of the World" hinterlassen hat, sagt Ex-"Daily Mirror"-Journalist und Medienexperte Alastair Campbell: "Murdoch ist entschlossen, dass diese Zeitung ein Erfolg wird, die Schließung von 'News of the World' hat ihm weh getan, er signalisiert auch seinen Mitarbeitern, dass er nach wie vor dem Printjournalismus verpflichtet ist. 'Sun'-Leser werden nicht unbedingt die 'Sun on Sunday' kaufen, es gibt auch keine Garantie, dass ehemalige 'News of the World'-Leser umsatteln werden."

Unterstützung auch für "Sun"

Murdoch gibt mit der "Sun on Sunday" auch eine Existenzgarantie für die "Sun" ab. Das Massenblatt war in den vergangenen Wochen wegen Korruptionsvorwürfen in die Schlagzeilen geraten. Reportern der Zeitung wird vorgeworfen, Polizei und Militär für Informationen bezahlt zu haben. Zehn führende Redakteure des Blattes waren vorübergehend festgenommen worden. Die "Sun"- Mitarbeiter reagierten zornig und verunsichert.

Rupert Murdoch besuchte die Redaktion diese Woche, schüttelte Hände lobte die "großartige Arbeit" und hob die Suspendierung der festgenommenen Redakteure wieder auf. Alle Spekulationen, er wolle sich von seinen britischen Blättern trennen, sollen so zum Verstummen gebracht werden.

Sonntags anders

Wie wird Murdoch´s jüngstes Zeitungskind aussehen? Wie die "News of the World" oder die "Sun". Die "Sun on Sunday" wird eine Mischung aus beiden Blättern sein, sagt Paul Connew, ehemaliger stellvertretender "News of the World"- Chefredakteur und nun Medienberater: "Ich glaube die Zeitung wird größtenteils der 'Sun' ähnlich sein. Aber Murdoch ist ein gefinkelter Zeitungschef, der beste in der Branche. Er weiß also, dass Sonntagszeitungen sich abheben müssen. Man wird also auch investigativen Journalismus, den die News of the World groß gemacht hat, in der Zeitung finden."

Abhörskandal hängt nach

Rupert Murdoch mag zwar mit der "Sun on Sunday" einen Neustart wagen, den Abhörskandal schüttelt er nicht so schnell ab. Die Ermittlungen der Polizei dauern weiter an. Bisher wurden 4.000 mögliche Opfer identifiziert, in Dutzenden Fällen wurden vor Gericht Entschädigungszahlungen verhandelt. Die Schauspielerin Sienna Miller bekam zum Beispiel mehr als 120.000 Euro zugesprochen, andere Verfahren laufen noch.

Mehrere Untersuchungskommissionen beschäftigen sich mit den Folgen des Skandals. Er wirft Fragen zur Presseregulierung, Ethik in den Medien und zum Verhältnis zwischen Polizei, Politikern und Journalisten auf. Die "Sun on Sunday" wird sich an höchste Standards halten müssen, um das Vertrauen der Leser zu gewinnen.

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