Reaktion auf katastrophale Zustände

Coca Cola sagt Nein zu kalabrischen Orangen

Katastrophale Zustände auf den Orangenplantagen von Kalabrien hat die britische Zeitung "The Independent" aufgedeckt. Die Coca Cola Company hat nun die Konsequenzen gezogen und alle Verträge mit den Orangen-Bauern von Rosarno gekündigt - für die Region eine wirtschaftliche Katastrophe.

Mittagsjournal, 28.2.2012

Mafia kontrolliert Orangenplantagen

Sie müssen tagelang 15 Stunden und mehr durchschuften, verdienen 1,50 Euro pro Stunde. Die karge Freizeit verbringen sie in Hütten, die eher Verschläge als feste Bauten sind. Trotz Temperaturen im einstelligen Bereich gibt es keine Heizung.

Wer aufbegehrt wird geschlagen. Denn hier regiert wie fast in allen Bereichen Kalabriens die 'Ndrangheta. Dieser besonders brutale Arm der Mafia kontrolliert auch die Orangenplantagen und damit auch die illegalen Arbeiter die hier rackern. Sie kommen aus Afrika und sind mit einem der vielen Flüchtlingsboote hier gelandet.

Cocca Cola kündigt Verträge

Die menschenunwürdigen Zustände auf den Plantagen gibt es schon seit Jahren - doch jetzt hat eine Reportage im britischen "Independent" unerfreuliche Konsequenzen für die Region.

Einer der größten Abnehmer der Orangenernte, der Coca-Cola-Konzern, der sie für sein Getränk Fanta verwendet, hat die Verträge gekündigt. Man will mit diesen Machenschaften nichts zu tun haben heißt es.

Immer wieder Spannungen

Die Bürgermeisterin von Rosarno, Elisabetta Tripode, sagt in einem Interview mit einem lokalen Radiosender, das Problem sei bekannt, aber schwer zu lösen. "Man braucht nicht so zu tun als würde es das Problem der illegalen Arbeiter in Italien nicht geben. Vor allem im agrarischen Bereich. Was wir jetzt aber brauchen sind bessere juristische Möglichkeiten dagegen vorzugehen", fordert sie.

Es ist nicht der erste Konflikt rund um die illegalen Arbeiter hier in dieser Region. Vor zwei Jahren hat es schwere Zusammenstöße zwischen den Wanderarbeitern, die gegen die Zustände protestiert haben, und Einheimischen gegeben. Damals wurden 67 Menschen bei den Auseinandersetzungen verletzt.
Und auch danach ist es immer wieder zu Spannungen gekommen. Etwa als durchziehende Flüchtlinge auf den Plantagen übernachten.

Unverständnis für Coca-Cola-Rückzug

In der Region gibt es viel Unverständnis für den Rückzug des Coca-Cola-Konzerns. Man müsse jetzt zusammenstehen und die Willkür der internationalen Konzerne gemeinsam bekämpfen.

Bürgermeisterin Tripodi sieht die Sache pragmatischer. Man müsse sich jetzt um menschenwürdigere Arbeitsbedingungen kümmern, denn der Abzug des Coca Cola Konzerns sei eine wirtschaftliche Katastrophe.