Performance-Künstlerin und Pop-Ikone

Yoko Ono in Wien

Am 1. März 2012 wurde der Konzeptkünstlerin und John-Lennon-Witwe Yoko Ono in Wien der diesjährige Oskar-Kokoschka-Preis überreicht. Ono wurde für ihr künstlerisches Gesamtwerk ausgezeichnet.

Kulturjournal, 02.03.2012

Das Wiener Hotel Sacher, in dem Yoko Ono vor die Presse trat, ist kein unbekannter Ort für die Künstlerin. 1969 hielt sie hier zusammen mit John Lennon schon einmal eine legendäre Pressekonferenz ab. In Ganzkörper-Taschen gehüllt, stellten sie der Welt ihr Konzept von "Bagism" vor. Wer in einer Tasche steckt, so die Aussage, könne nicht anhand von Hautfarbe, Haarlänge oder Kleidung vorverurteilt werden.

"Bagism" war nur eine der berühmten Aktionen für den Weltfrieden des frisch vermählten Paares. Unvergessen sind auch die "Bed-ins": John und Yoko in Pyjamas nebeinander im Doppelbett. Yoko Ono zufolge war es Lennon, der die Ideen zu diesen Happenings hatte. John habe viel Sinn für Humor gehabt, er mochte es, Spaß zu haben und den Leuten diesen Spaß auch weiterzugeben, so Yoko Ono.

Heute würde die Welt auf Happenings dieser Art wohl anders reagieren. Es sei überhaupt erheblich schwieriger geworden, mit Kunst zu provozieren, meint Yoko Ono. Man müsse nicht mehr kämpfen; dabei sei sie es doch seit langem gewohnt zu kämpfen, und eigentlich wisse sie gar nicht, was man anderes von ihr erwarte.

Botschafterin für den Weltfrieden

Yoko Ono war immer schon beides: Künstlerin und Pop-Ikone. Schon bevor sie John Lennon kennenlernte, erzielte sie mit einzelnen Performances eine große Breitenwirkung. Bis heute bekannt ist etwa "Cut Piece" - ein Happening, das Ono erstmals 1964 in Tokio aufführte: Die Künstlerin saß dabei auf der Bühne und ließ sich vom anwesenden Publikum die Kleidung vom Leib schneiden, bis sie nackt war.

Zusammen mit John Lennon wurde sie dann zu einer Art Botschafterin für den Weltfrieden und schrieb Popgeschichte. Auf die Frage, wie sie es schaffte, Konzeptkunst und Popkultur zu vereinen, kommt Yoko Ono abermals auf John Lennon zu sprechen:

"John hat sich immer darum bemüht, Künstler und Popstar gleichzeitig zu sein. Und er hat es gut gemacht. Er hat begonnen, wirklich interessante, bedeutungsvolle Songs zu schreiben - vor allem, als wir zusammenkamen. Er wurde ein Aktivist, und wahrscheinlich war er der erste Aktivist im Rock'n'Roll überhaupt."

Heute ist Aktionismus im Pop fast schon selbstverständlich. Pop-Phänomene wie Lady GaGa eignen sich zumindest das Image der Performancekünstlerin an. Auch wenn viele darin nur den erfolgreichen Versuch sehen, die Aufmerksamkeit der Massen auf sich zu ziehen. Yoko Ono, die 2010 mit Lady GaGa bereits auf der Bühne gestanden ist, zollt ihrer Kollegin Anerkennung. Sie mache einen großartigen Job und verkörpere viel starke Energie. Auf spiritueller Ebene seien sie miteinander verbunden, meint Yoko Ono.

Auftritt vor "Occupy"-Demonstranten

Verbunden fühlt sich Yoko Ono auch mit der "Occupy"-Bewegung: Die Protestbewegung ist in New York, wo Ono nach wie vor lebt, entstanden und hat sich mittlerweile auf die ganze Welt ausgebreitet. Die "Occupy"-Demonstranten haben auch im Winter weitergemacht. Mittlerweile demonstriert man nicht mehr nur gegen die Übermacht der Banken, sondern auch gegen Menschenrechtsverletzungen im Gefangenenlager Guantanamo oder Sparmaßnahmen der nigerianischen Regierung.

Mitte Jänner ist Yoko Ono vor den Demonstranten aufgetreten. Diese Menschen hätten gute Intentionen, so die Künstlerin, sie hoffe, dass ihnen dabei die Kraft nicht ausgehe.

Yoko Ono, Künstlerin, Friedensaktivistin und Ikone, hat 2009 für ihr Lebenswerk den Goldenen Löwen bei der Biennale in Venedig erhalten. Nun ehrt sie auch die österreichische Bundesregierung mit dem Oskar-Kokoschka-Preis.

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Yoko Ono
Universität für Angewandte Kunst - Oskar-Kokoschka-Preis