"Wenn sie klug sind, nehmen sie es an"

Private Gläubiger entscheiden über Zustimmung

Griechenlands Privatgläubiger entscheiden am Abend, ob sie dem Schuldenschnitt zustimmen und auf mehr als die Hälfte ihrer fälligen Kredite in Griechenland verzichten. Der Griechenlandexperte Friedrich Schneider spricht sich für eine Zustimmung der Gläubiger aus, denn "ein Bankrott Griechenlands hilft niemandem".

Mittagsjournal, 8.3.2012

Experten rechnen mit Zustimmung

Finanzexperten gehen davon aus, dass genügend private Gläubiger den Schuldenschnitt akzeptieren und auf rund 53 Prozent ihrer Kredite verzichten, sagt Friedrich Schneider, Griechenlandexperte der Uni Linz: "Wenn sie klug sind nehmen sie es an, denn ein Bankrott Griechenlands und eine hundertprozentige Abschreibung hilft niemandem". Rund 200 Milliarden Euro schulden die Griechen den privaten Gläubigern, auf 107 Milliarden sollen sie verzichten. Für die restlichen Anleihen gibt es eine Umtauschaktion, die Banken sollen ihr Geld später und mit niedrigeren Zinsen zurückbekommen.

Zustimmung per Gesetz erzwingbar

Die griechische Regierung hofft auf eine Zustimmung von 90 Prozent der Investoren, Experten halten das für optimistisch. Mindestens zwei Drittel der Investoren müssen aber zustimmen, damit Griechenland per Gesetz alle Investoren dazu zwingen kann, das Angebot anzunehmen. Wenn es soweit kommt, dass die Griechen die anderen Investoren zwingen müssen, könnte es offiziell zu einem Kreditausfall kommen und die Kreditausfallsversicherungen würden schlagend.

Griechische Institute wehren sich

Noch ist nicht klar, ob es soweit kommt und wieviele private Gläubiger den Schuldenschnitt akzeptieren. Einige internationale Banken haben schon zugesagt, dass sie den Schuldenschnitt akzeptieren, einige, darunter griechische Institute, wehren sich. Rund ein Drittel der Finanzinstitute habe einen guten Grund den Schuldenschnitt nicht zu akzeptieren, sagt Schneider, weil sie Kreditausfallsversicherungen haben. Sie hoffen darauf, dass Griechenland Pleite geht, die Versicherungen schlagend werden und sie ihr Geld bekommen.

"Versicherte Institute sind die Verlierer"

"Jene Institute die Kreditausfallsversicherungen haben, sind die großen Verlierer von so einem Schuldenschnitt", sagt Griechenlandexperte Friedrich Schneider. Mit solchen Finanzinstituten wird jetzt offenbar verhandelt, sie wollen Trostpflaster dafür, dass sie den Schuldenschnitt annehmen, sagt Schneider. Mit solchen Finanzinstituten wird jetzt offenbar verhandelt. Sie wollen Trostpflaster dafür, dass sie den Schuldenschnitt annehmen, sagt Schneider.

Kommunalkredit muss auf jeden Fall zahlen

In Österreich ist besonders die verstaatlichte Kommunalkredit betroffen. Die Kommunalkredit und ihre Bad Bank, in die die defizitären Geschäfte ausgelagert wurden, halten griechische Anleihen. Sie würden bei einem Schuldenschnitt verlieren. Die Bank hat aber noch ein zweites Risiko: Sie ist auch Versicherer von Kreditausfällen. Werden die Kreditausfallsversicherungen schlagend, muss sie bis zu 400 Millionen Euro zahlen. Die Kommunalkredit muss in jedem Fall zahlen. Bei einem Schuldenschnitt steigt sie aber besser aus und die Republik Österreich muss der Bank mit weniger Hilfsgeldern unter die Arme greifen.