UNHCR beklagt "bedenkliche Entwicklungen"

Grenzschutz: UNO widerspricht EU-Ministern

Die illegale Migration zwischen Griechenland und der Türkei bereitet sieben von 27 Innenministern Probleme. Griechenland wird vorgeworfen, die Grenze zu wenig zu schützen. In ein ganz anderes Licht stellt die Sprecherin des UNO-Flüchtlingshilfswerkes in Brüssel, Melitta Sunjic, die Situation.

Abendjournal, 8.3.012

Gegen Emotionalisierung

UNHCR-Sprecherin Melitta Sunjic sagt, sie sei keine Freundin von emotionalisierenden Formulierungen, wie sie die österreichische Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) gebraucht hat. "Offen wie ein Scheunentor" sei die griechisch-türkische Grenze, argumentierte Mikl-Leitner. Sunjic sagt: "Natürlich ist sie das nicht. Die EU hat Vorkehrungen getroffen, sie haben ihre Frontex-Hilfe geschickt, man will jetzt auch eine Mauer bauen, und das sind eigentlich Entwicklungen, die wir als UNHCR al bedenklich finden."

Mehr "Hysterie"

Europaweit ortet Sunjic den Trend, das Flüchtlingsthema zu emotionalisieren und zu einem größeren Problem aufzubauschen als es tatsächlich ist. Heute gebe es weniger neu ankommende Flüchtlinge in Europa als noch vor zehn Jahren, ganz zu schweigen vom Vergleich mit den 90er Jahren: "Der Druck ist über die Jahre geringer geworden. Aber die Hysterie, wenn ich so sagen darf, ist etwas größer geworden."

Flüchtlingszahl "verkraftbar"

Heute gleiche Europa einer Festung, meint Sunjic. Ob tatsächlich viele der illegalen Migranten und Flüchtlinge von Griechenland aus nach Österreich wollen, bezweifelt sie, Und sie hält die Zahl der Flüchtlinge sowohl in der EU als auch in Österreich für verkraftbar: "Österreich hat im Jahr 2011 14.000 Neuanträge gehabt. Das ist jetzt nicht die Welt."

Dass die EU ihre Außengrenzen schützt, hält sie für selbstverständlich. Ebenso selbstverständlich müsse es aber für demokratische und humanistische Staaten sein, Flüchtlinge menschlich zu behandeln und aufzunehmen. "Es ist noch nicht so lange her, da waren wir stolz darauf", sagt sie abschließend.