Schuldenschnitt zeigt Wirkung
EU-Finanzminister geben 35 Milliarden frei
Griechenland bekommt neue Milliarden von den Euro-Staaten. Die Finanzminister der Euro-Zone haben nach ihrer Telefonkonferenz die erste Tranche in Höhe von 35,5 Milliarden freigegeben. Sie honorieren damit die Bereitschaft von Griechenlands Privatgläubigern, im Rahmen des Schuldenschnitts hundert Milliarden Euro abzuschreiben.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 9.3.2012
Ernst Kernmayer aus Brüssel
Erleichterung über Schuldenschnitt
Die 35,5 Milliarden Euro gehen an Banken, Versicherungen und Fonds zur Stützung des Schuldenschnitts. In Brüssel ist Erleichterung über hohe Beteiligung der Gläubiger an ebendiesem spürbar. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, sagte, die griechischen Schulden würden auf "spektakuläre Weise" reduziert. EU-Währungskommissar Olli Rehn äußerte sich "sehr zufrieden", verlangte aber eine Umsetzung des von Athen zugesagten Spar- und Reformprogramms.
Restliche Anleger zum Tausch "zwingen"?
Im Detail sieht die Schuldenschnitt-Bilanz so aus: Bei den Papieren im Volumen von 177 Milliarden Euro, die nach griechischem Recht ausgegeben worden waren, wurden 85,8 Prozent zum Umtausch eingereicht. Damit will sich Finanzminister Evangelos Venizelos aber nicht zufriedengeben: Die restlichen Anleihen sollen nun auf dem Weg von Umtauschklauseln zusammenkommen, mit denen Anlegern auch gegen ihren Willen zum Tausch gezwungen werden können. Die Aktivierung dieser "Collective Action Clauses" ist nach einem eigens dafür geschaffenen Gesetz möglich.
Regelung im Detail
Bei den übrigen Anleihen, die ein Volumen von 29 Milliarden Euro haben, beträgt die Beteiligungsquote 69 Prozent. Für diese Anleihen, die nach internationalem Recht ausgegeben wurden, wird die Annahmefrist für das Umtauschangebot bis zum 23. März verlängert. Die Euro-Finanzminister zeigten sich zuversichtlich, dass sich damit noch mehr Gläubiger an dem Anleihentausch beteiligen werden.
Der Schuldenschnitt war eine Bedingung der internationalen Helfer für neue Unterstützung. Die Argumentation, mit der private Gläubiger ins Boot geholt wurden: Ohne weitere Hilfen wäre Griechenland bankrott und Anleihegläubiger würde der Verlust ihres gesamten Investments drohen.