Karzai spricht von "unverzeihlichem Verbrechen"

US-Soldat erschießt 16 afghanische Zivilisten

Ein US-Soldat hat in einem afghanischen Dorf ein Blutbad angerichtet und 16 Zivilisten erschossen. Die Tat löste eine neue Krise im amerikanisch-afghanischen Verhältnis aus. USA und NATO versprechen rasche Aufklärung. An der Einzeltätertheorie bestehen Zweifel, Dorfbewohner wollen mehrere Soldaten gesehen haben.

Morgenjournal, 12.3.2012

Obama kündigt rasche Untersuchung an

Noch steht die afghanische Bevölkerung unter Schock, noch gibt es keine Proteste. Aber sie werden kommen, denn alle Zeichen stehen auf Sturm. Und es ist nicht zuletzt Präsident Hamid Karzai selbst, der die Stimmung aufheizt. In einer ersten schriftlichen Stellungnahme spricht er von einem unverzeihlichen Verbrechen. Wenn Amerikaner absichtlich Zivilisten töten, dann ist das Terror, so Karzai wörtlich. Er verlangt Aufklärung von den USA, die US-Präsident Obama sofort von sich aus verspricht. Obama drückte sein Entsetzen aus und kündigt eine rasche Untersuchung des Vorfalls an.

Dorfbewohner berichten von mehreren Tätern

Man ist um Schadensbegrenzung bemüht. Der US-Botschafter in Kabul, James Cunningham, versichert der afghanische Bevölkerung, dass man den oder die Täter vor Gericht stellen werde. Sein Kommentar trägt zur allgemeinen Verwirrung bei. Denn die von der Nato geführte Afghanistan-Schutz-Truppe ISAF hat sich längst auf eine Einzeltätertheorie festgelegt, auch wenn Dorfbewohner mehrere Täter gesehen haben wollen. Die amerikanischen Soldaten seien offenbar betrunken gewesen und hätten gelacht, berichten die Bewohner.

Mittagsjournal, 12.3.2012

Die ohnmächtige Wut der Bevölkerung nutzen Taliban-Führer und rufen nach Vergeltung. Doch noch ist es in der Stadt Kandahar ruhig.

Neue Spannung nach Koran-Verbrennung

Die Bluttat dürfte die Spannungen zwischen Washington und Kabul weiter verschärfen. Vor knapp drei Wochen hatte die Verbrennung von Koran-Exemplaren durch US-Soldaten in Afghanistan tagelange Unruhen mit zahlreichen Toten ausgelöst.