Nach Massaker Ruf nach Rache

Afghanen wollen öffentlichen Prozess

Nach dem Massaker an 16 Zivilisten in Afghanistan haben die radikal-islamischen Taliban Rache angekündigt. Das Parlament in Kabul hat die Bluttat verurteilt, die Abgeordneten fordern einen öffentlichen Prozess gegen den Täter. Nach Darstellung der Internationalen Schutztruppe ISAF handelt sich bei dem Amokschützen um einen Einzeltäter, der psychisch krank sein soll.

Abendjournal, 12.3.2012

Stammt aus berüchtigter US-Militärbasis

Der mutmaßliche Täter wird derzeit vernommen. Er sei seit Dezember in Afghanistan stationiert. Der Mann soll von einer eher berüchtigten Militärbasis in der Nähe von Seattle im US-Bundesstaat Washington stammen. Im vergangenen Jahr sollen dort 12 Soldaten Selbstmord gemacht haben. In dreihundert Fällen sollen in den letzten Jahren die Militärärzte ihre ursprüngliche Diagnose von post-traumatischen Belastungsstörungen zurückgenommen haben. Ob das geschehen ist, um die hohen Kosten der Behandlungen einzusparen, wird derzeit geprüft.

Parlament für öffentliches Verfahren

Die internationale Schutztruppe ISAF in Afghanistan hat heute zugesichert, der Verantwortliche für das Massaker werde zur Rechenschaft gezogen werden, wie heute ISAF-Sprecher Carsten Jacobson ankündigt.

Das afghanische Parlament verlangt ein öffentliches Gerichtsverfahren gegen den mutmaßlichen Täter, denn die Toleranzgrenze des afghanischen Volkes sei nun erreicht, heißt es in einer schriftlichen Mitteilung des Unterhauses. Oppositionsführer Abdullah Abdullah verurteilt die Bluttat: „Wir verlangen von der internationalen Gemeinschaft volle Information, denn die afghanische Bevölkerung muss voll informiert werden, wie laufen die Ermittlungen, was ist das Ergebnis und was passiert mit dem Verdächtigen.“

Taliban-Rache droht

Und die Abgeordnete Shagul Rezai glaubt, das Misstrauen zwischen Bevölkerung und ISAF werde durch das Massaker noch größer werden: "Es wird nicht nur das Misstrauen sehr groß sein, sondern es wird auch negative Auswirkungen auf das Abkommen über die strategische Partnerschaft zwischen Afghanistan und den USA haben.“

Die Wut ist groß unter der afghanischen Bevölkerung, aber auch bei den Taliban. Die radikal-islamischen Kämpfer haben bereits heute angekündigt, sie wollten Rache.