Angeblicher Auftraggeber macht Rückzieher

Kampusch: Polizist weist Vorwürfe zurück

Die zum Teil skurrile Auseinandersetzung um die Entführung von Natascha Kampusch ist um eine Facette reicher: ein angeblich auf eigene Faust ermittelnder Polizist hat jetzt alle Vorwürfe gegen ihn als unwahr zurückgewiesen.

Mittagsjournal, 15.3.2012

Im Ö1-Morgenjournal hatte sich der Bruder eines verstorbenen Ermittlers selbst beschuldigt: Er habe jenem Polizisten ein Honorar bezahlt, der in einer Volksschule Privatermittlungen gestartet hatte, um die DNA einer angeblichen Tochter von Natascha Kampusch zu bekommen. Jetzt aber bestreitet der Mann jegliche Anstiftung zum Amtsmissbrauch. Außerdem sagt der Polizist, dass er keine SMS-Nachrichten darüber verschickt habe, dass er für seine Aktivitäten bezahlt worden wäre. Aufklärung könnten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft bringen.

Staatsanwaltschaft prüft

Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt prüft nun, ob Ermittlungen gegen Karl Kröll, den Bruder eines verstorbenen Kampusch-Ermittlers eingeleitet werden - und zwar wegen Verdachts der Anstiftung zum Amtsmissbrauch, sagt Staatsanwaltschafts-Sprecher Erich Habitzl. Doch Ermittler-Bruder Kröll bezeichnet das Ganze jetzt sinngemäß als fingiert und inszeniert. Also: Er habe sich gegenüber Ö1 nur zum Schein selbst belastet. Und der Polizist Josef Winkler sagt heute, er habe Kröll noch nie gesehen oder mit ihm gesprochen. Er habe auch keine SMS von einem Wertkartenhandy verschickt, in denen er sich selbst belastet hätte, bestechlich zu sein. Er werde da fertig gemacht und überlege wegen Verleumdung zu klagen, so der suspendierte Polizist.

Gestern war Winkler auf seinem offiziellen Telefon nicht erreichbar gewesen. Auf Nachrichten auf der Mobilbox und per SMS, in denen er mit den Vorwürfen konfrontiert wurde, hat er erst heute reagiert. Unklar bleibt somit, ob die SMS von Wertkartenhandys aus ein abgekartetes Spiel auf Kosten des Polizisten waren, oder ob er doch in irgendeiner Form in Kontakt mit Ermittler-Bruder Kröll stand.