"Damen in Weiß" abgeführt

Kuba: Verhaftungen vor Papstbesuch

Der für kommende Woche geplante Besuch von Papst Benedikt in Kuba sorgt für Zwischenfälle: Frauen, die für die Freilassung von Dissidenten eintreten, wurden von Beamten der Staatssicherheit festgenommen. Am vergangenen Donnerstag hatte die kubanische Polizei die Besetzung einer Kirche durch Demonstranten beendet.

Mittagsjournal, 19.3.2012

Auf dem Weg zur Kirche

Mit der Festnahme von mehreren Frauen, die als "Damen in Weiß" auftreten und sich für die Bürgerrechte in Kuba einsetzen, steigt die Spannung im Vorfeld des Besuchs von Papst Benedikt. Die "Damas en blanco", wie sich die im Jahr 2003 gegründete Frauengruppe nennt, waren auf dem Weg zur Kirche Santa Rica in Havanna, als sie von Polizisten gestoppt wurden. Die Dissidentin Dania Virgen Garcia beschreibt die Aktion in einem Telefongespräch: "In zwei Autobussen waren die Offiziere der Staatssicherheit vorgefahren. Mit Gewalt wurden sie dann von ihnen in die Busse gezwängt."

Papst soll "Kraft geben"

Der Besuch des Oberhaupts der katholischen Kirche in Kuba löst die unterschiedlichsten Erwartungen aus. Gläubige erhoffen sich von der Vermittlung des Papstes eine Verbesserung ihre Lage, Regimegegner setzen auf eine Öffnung des erstarrten Systems. Eine Frau, die anonym bleiben will, drückt ihre Erwartungen folgendermaßen aus: "Wir freuen uns schon auf den Papst. Er soll uns jene Kraft geben, die wir Kubaner dringend brauchen."

Besuch als Regierungspropaganda

Das politische Kalkül der Führungsspitze des Landes ist wiederum auf eine propagandistische Wirkung des Besuchs von Papst Benedikt ausgerichtet. Die Vorbereitungen für die Messe am Platz der Revolution in Havanna laufen auf Hochtouren. Der Bauarbeiter Antonio Gonzalez: "Gläubige und Nichtgläubige werden, wie unser Revolutionsführer und Comandante en Jefe sagte, Benedikt XVI. mit dem gleichen Enthusiasmus empfangen wie Johannes Paul II."

Persönliche Sympathie

Der Besuch des polnischen Papstes vor 14 Jahren hatte das Eis zwischen der katholischen Kirche und der kubanischen Staatsführung gebrochen. Das von persönlicher Sympathie gezeichnete Treffen Fidel Castros mit Johannes Paul II. verfehlte allerdings seine politische Wirkung. Die erhoffte Öffnung des Regimes blieb aus. Die Kirchenführung versucht deshalb, die Erwartungen zurückzuschrauben. Man ist bemüht, Provokationen zu vermeiden.

Ungelegene Proteste

Im Vorfeld der Papstvisite hatten Dissidenten vor einer Woche versucht, durch die Besetzung einer Kirche in Havanna auf ihre Situation und die Lage der Menschenrechte im Land aufmerksam zu machen. Die Aktion der 13 Dissidenten kam der Amtskirche ungelegen - sie ist bemüht, einen reibungslosen Ablauf des Papstbesuchs zu garantieren. Auf Ersuchen des Pfarrers wurden die 13 von Polizisten festgenommen und aus der Barmherzigkeits-Kirche entfernt.

Benedikt XVI. wird am kommenden Freitag zu einem viertägigen Besuch nach Mexiko aufbrechen, von wo er nach Kuba weiterfliegen wird.