Experten beruhigen
Mammografie im Risikocheck
Die Mammografie, ein Röntgenbild der Brüste, ist eine wichtige Früherkennungsmethode von Brustkrebs, immer noch die häufigste Krebsart bei Frauen. Fehldiagnosen und die Strahlenbelastung bei der Untersuchung sorgen für Beunruhigung bei Frauen. Der europäische Brustkrebskongress, der gerade in Wien tagt, soll aufklären.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 21. 3. 2012
Gewinn höher als Risiko
Maria Gabriela Hanna ist Oberärztin am Röntgeninstitut des Wiener Hanusch-Krankenhauses. Bei jeder Untersuchung, wo Röntgenstrahlung zum Einsatz kommt, sei auch eine Strahlenbelastung zu verzeichnen, sagt sie. So auch bei der Mammografie. Doch das Risiko, dass eine Frau, die alle zwei Jahre zur Mammografie geht, wegen der Strahlung an Krebs erkrankt, sei gering. Zur Untersuchung zu gehen zahle sich auf jeden Fall aus. Maria Gabriela Hanna: "Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau an Brustkrebs erkrankt, liegt zwischen 8 und 10 Prozent." Das Risiko einen strahleninduzierten Krebs zu bekommen, sei dagegen verschwindend gering. Der Gewinn durch eine Untersuchung sei also ein wesentlich höherer, als das mögliche Risiko
Strahlenbelastung gering
Bei regelmäßiger Untersuchung über 20 Jahre hindurch könnte eine von tausend Frauen strahlenbedingt an Brustkrebs erkranken. Die Betonung liegt hier allerdings stark auf "könnte". Denn solche Daten beziehen sich nur auf theoretische Berechnungen, sagt der Gynäkologe und Präsident der Österreichischen Krebshilfe Paul Sevelda: "Es gibt keine Zahlen, die das an klinischen Studien am Menschen nachgewiesen haben." Klarerweise könne man die Kausalität eines Mammakarzinoms nie auf eine Maßnahme zurückführen. "Das sind Zahlen, die man hochgerechnet hat aus Zellversuchen." Die Strahlenbelastung ist aus Sicht der beiden Mediziner also kein großes Risiko.
Keine Falschdiagnosen im klassischen Sinne
Doch ein weiterer oft kritisierter Punkt bei der Mammografie ist die hohe Zahl an Falschdiagnosen, also vermeintlich positiven Untersuchungsbefunden, bei denen eigentlich gar kein bösartiger Tumor vorliegt. Alexander Katalinic vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Deutschland dazu: "Wenn tausend Frauen 20 Jahre lang zur Mammografie gehen, dann wird es in diesen 20 Jahren etwa 250 falsch positive Befunde durch die Mammografie geben." Das sei jetzt allerdings noch keine Falschdiagnose in dem Sinne, sondern hier zeige die Mammografie erst mal an, dass hier ein Tumor vorliegen könnte, aber er könne eben durch die weitere Diagnostik im Verlauf dann ausgeschlossen werden.
Mammografie kann Brustkrebs nicht verhindern
Nützt die Mammografie also mehr als sie schadet?Fest stehe, dass sie die Sterberate bei Brustkrebs vermindern könne, das sei wissenschaftlich erwiesen, sagt Katalinic. Wichtig zu betonen sei aber, dass es sich bei der Mammografie um eine Früherkennungsmethode handelt. Das heißt: Sie könne zwar helfen, Brustkrebs im Frühstadium zu erkennen und somit möglichst früh Therapiemaßnahmen zu setzen. Verhindern könne sie Brustkrebs aber nicht.