Zwangskastration an Missbrauchsopfern

8. April 2017, 21:58

Vorfälle in den 50er Jahren

Missbrauchsopfer zu kastrieren - mit der Begründung, sie von ihren angeblichen homosexuellen Neigungen heilen zu wollen - war bei der niederländischen katholischen Kirche in den 1950er Jahren offenbar gängige Praxis. Henk Heithuis ist eines der Opfer, nach seinem Tod haben Freunde sein Schicksal nun öffentlich gemacht - Heithuis wurde als 20-jähriger kastriert, nachdem er gegen den Regens seiner katholischen Schule Anzeige wegen sexuellem Missbrauchs erstattet hatte. Durchgeführt wurde der Zwangseingriff in einer kirchengeführten psychiatrischen Klinik.

Kein Einzelfall

Kein Einzelfall, sagt die niederländische Opferschutzorganisation Klokk gegenüber dem ORF, man dokumentiere gerade einen weiteren derartigen Fall. Details werden vorläufig aber noch nicht veröffentlicht.

Aufgedeckt wurden die Zwangskastrationen durch die niederländische Zeitung Handelsblad, die noch Hinweise auf fast ein Dutzend Kastrationen von Missbrauchsopfern hat.

Lücken in Bericht

Eine unabhängige Kommission hat in den Niederlanden den sexuellen Missbrauch von Kindern im kirchlichen Umfeld untersucht, die Zwangskastrationen sind in dem Bericht, der im Dezember vorgelegt wurde, aber nicht enthalten. Die katholische Kirche in den Niederlanden erklärt sich im Falle von Ermittlungen jetzt jedenfalls zu enger Zusammenarbeit bereit.

Sollten die Vorwürfe sich bestätigen, wäre dies ein schweres Verbrechen, das die Kirche aufs schärfste verurteilt - so ein Sprecher der Bischofskonferenz. Anfang April wird sich das niederländische Parlament mit den Zwangskastrationen beschäftigen, die Opposition fordert eine genaue Untersuchung.

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