Nur bei Entlastung der Betriebe
Wirtschaft gegen mehr Pflegefreistellungen
Laut einer Umfrage hat jeder zweite Angst, Pflegefreistellung zu beantragen, weil er berufliche Nachteile fürchtet. Auch die Arbeiterkammer fordert eine Gesetzesänderung, speziell für Patchwork-Familien. Die Wirtschaftskammer ist dagegen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 29.3.2012
Belastung für Betriebe
In Österreich hätten Arbeitnehmer geradezu üppige Ansprüche, was Pflege und Urlaub betrifft, sagt Martin Gleitsmann von der Wirtschaftskammer. So gebe es jedenfalls eine Pflegewoche für kranke Kinder und nahe Angehörige zum Beispiel, aber noch mehr, wie eine zweite Pflegewoche für Kinder ab dem 12. Lebensjahr unter bestimmten Voraussetzungen. Und überhaupt sei Österreich das Land mit den höchsten Urlaubsansprüchen in Europa. Das sei für die Arbeitnehmer erfreulich, aber die Betriebe müssten ja Entgeltfortzahlung leisten.
Anpassung an Realität gefordert
Eine Umfrage des Vereins "KiB Children Care" hat gezeigt, dass sich viele Eltern wünschen, dass auch getrennt lebende Väter ihr krankes Kind pflegen dürfen oder auch neue Lebensgefährten von Müttern, die im gemeinsamen Haushalt leben. Denn das ist derzeit rechtlich nicht möglich. Eine Anpassung an die gesellschaftliche Realität wäre dringend nötig, so die Kritiker.
Entlastung zum Ausgleich
Probleme aus der Privatsphäre würden zunehmend auf die Betriebe übertragen, und das könne nicht sein, sagt Martin Gleitsmann von der Wirtschaftskammer. Vorstellbar wäre das nur, wenn auf der anderen Seite Betriebe entlastet werden. Man könne nicht immer nur Vorschläge machen, die den Spielraum der Betriebe immer weiter einengen.
Verhandlungen laufen
Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) sagt, man bemühe sich seit Jahren gemeinsam mit den Sozialpartnern, dass auch zum Beispiel getrennt lebende Väter sich um kranke Kinder kümmern können. Es gebe aber noch keinen Verhandlungserfolg, Und das, so Hundstorfer, liege eben an den unterschiedlichen Interessen der Sozialpartner.