Trotz Plagiatsaffäre: Pal Schmitt tritt nicht zurück
Ungarn demonstrieren gegen ihren Präsidenten
Er habe ein reines Gewissen - mit diesen Worten hat der ungarische Präsident Pal Schmitt nach der Aberkennung seines Doktortitels einen Rücktritt abgelehnt. Das mit Spannung erwartete Fersnehinterview Schmitts hat in Ungarn jedoch parteiübergreifend einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 31.3.2012
Elisabeth Manas
Präsident will noch einmal promovieren
Pal Schmitt denkt nicht an einen Rücktritt, das Wort kommt ihm bei seinem Interview nicht einmal über die Lippen. Er sehe keinen Zusammenhang zwischen der Plagiatsaffäre und seinem Amt, sagte er im ungarischen Fernsehen. Er habe seine Arbeit im besten Wissen und Gewissen verfasst, so Schmitt. Und er kündigt an, im Alter von 70 Jahren noch einmal zu promovieren, um zu beweisen, dass er dazu in der Lage sei.
Sitzstreik und Demos
Die Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten: Politisch interessierte Bürger vergessen kurzerhand alle ideologischen Grenzen und treffen sich zu gemeinsamen Demonstrationen vor dem Sitz des ungarischen Staatsoberhauptes. Auf einer der Donaubrücken halten rechte und linke Gruppierungen einen gemeinsamen Sitzstreik gegen Schmitt ab.
Rücktritt: Orban lässt Schmitt entscheiden
Die Stellungnahmen der verschiedenen politischen Parteien lassen nicht lange auf sich warten. Die liberale Partei spricht von einer "Schande", die rechtsradikale Jobbik-Partei von einer "kalten Dusche", da sich Schmitt an seinen Posten klammere, und die oppositionellen Sozialisten bezeichneten die Rechtfertigungen Schmitts in dem Interview als "peinlich und unverfroren".
Oppositionsparteien und Nichtregierungsorganisationen forderten Viktor Orban auf, das Staatsoberhaupt seines Amtes zu entheben. Doch Orban entgegnete, die Entscheidung über einen Rücktritt müsse Schmitt selbst treffen.