Abschied vom billigen Treibstoff

Umweltschützer: "Benzin und Diesel zu billig"

Benzin und Diesel sind so teuer wie nie. SPÖ, BZÖ und Arbeiterkammer fordern, die Bundeswettbewerbsbehörde solle prüfen, ob die Ölkonzerne zu viel Geld einstecken. Umweltschützer sehen die Lage anders: Benzin und Diesel müssten im Sinne des Klimaschutzes eigentlich noch teurer sein.

Morgenjournal, 2.4.2012

Nicht alle Kosten eingerechnet

Autofahrer sollten an der Zapfsäule noch mehr zahlen, sagen Umweltorganisationen, etwa Johannes Wahlmüller von Global 2000: "Benzin und Diesel sind noch immer relativ billig, auch im Vergleich zu den Nachbarstaaten." In Deutschland und Italien ist Tanken teurer als in Österreich, daher tanken unsere Nachbarn gerne bei uns, und der Staat profitiert vom Tanktourismus durch die Steuereinnahmen, kritisiert auch Jurrien Westerhof von Greenpeace. Der Verkehr verursache außerdem viele Schäden die Geld kosten - Gesundheitskosten, Umweltschäden und Flächenverbrauch, sagt Wahlmüller: "Würde man das alles einrechnen, dann müssten Benzin und Diesel eigentlich noch viel teurer sein."

Dennoch erste positive Effekte

Oder zumindest, als erster Schritt, gleich teuer wie in den Nachbarstaaten Deutschland und Italien, sagt Westerhof von Greenpeace: "Es wird kein billiges Benzin mehr geben, es wäre vernünftiger, wenn wir uns Gedanken machen, wie wir ohne aus kommen, statt immer darüber nachzudenken, wie wir dafür sorgen können, dass es billig bleibt." Die momentan hohen Benzin und Dieselpreise hätten aber schon einen positiven Effekt, sagt Wahlmüller: Viel Menschen entdeckten öffentliche Verkehrsmittel.

Kritik an der Politik

Negativ sei aber, dass das Umdenken in der Bevölkerung vom Markt ausgeht und nicht von der Klimapolitik der Regierung. Die Politik müsse endlich die schon lang geforderte ökologische Steuerreform umsetzen, sagt Wahlmüller -Umweltverschmutzung und Energieverbrauch stärker besteuern, Arbeit entlasten. Dann wäre es seiner Meinung nach auch möglich die Bevölkerung zu überzeugen, höhere Benzin und Dieselpreise zu akzeptieren. Personen, die höhere Spritpreise besonders hart treffen, könne zudem über die Pendlerpauschale geholfen werden, - Personen, die genug Geld verdienen, sollten die Pendlerpauschale nicht bekommen, sagt Westerhof.

Druck zu gering

Das seien alles alte Vorschläge, die Politik sei nicht mutig genug Zeichen zu setzen, sagt Westerhof. Im Gegenteil, weiterhin würden Autobahnen gebaut und Nebenbahnen gesperrt, wegen des niedrigen Treibstoffpreises sei der Druck Richtung sparsame Autos gering. Benzin und Diesel sind, sagen die Experten, noch nicht teuer genug, um ein langfristiges Umdenken zu bewirken.

Morgenjournal, 2.4.2012

Ölpreis verteuert Produktion

Der Marktpreis für Erdöl wandert nach oben: Ein Fass der Marke Brent - die für Europa maßgeblich ist - liegt seit Wochen über 120 Dollar. Die Folgen spürt die Industrie, weil die Produktionskosten durch den teuren Energienachschub steigen, wodurch wiederum die Inflation angetrieben wird.