Trügerische Sicherheit

Keine Entwarnung bei Frankenkrediten

Im September 2011 hat die Schweizer Nationalbank einen Euro-Mindestkurs für den Franken festgesetzt und damit nicht nur die Schweizer Wirtschaft entlastet, sondern auch die 200.000 österreichischen Franken-Kreditnehmer. Das Gröbste ist für sie aber noch nicht überstanden, warnen Experten.

Morgenjournal, 4.4.2012

Stütze mit Ablaufdatum

Die Franken-Kreditnehmer haben derzeit eine Stütze, nämlich die Schweizer Nationalbank. Um die Exporte anzukurbeln verhindert sie, dass der Euro zum Franken an Wert verliert. Genauer gesagt, dass der Euro unter 1,20 Franken abfällt. Für Valentin Hofstätter, Währungsexperte bei Raiffeisen, ist das allerdings eine trügerische Sicherheit. Denn die Notenbank werde den Frankenkurs nicht ewig manipulieren können. Denn sollte die Wirtschaft wieder stärker wachsen, bekomme die Schweiz entweder ein Inflationsproblem oder sie müsste die Währungsinterventionen beenden.

Noch zwei Jahre Frist

Hofstätter rechnet damit, dass die Schweizer Wirtschaft spätestens in zwei Jahren wieder floriert und die Notenbank die Eurostützung aufgibt. Sollte die Eurozone die Schuldenkrise bis dahin nicht im Griff haben, könnte der Wert des Euro zum Franken wieder auf 1,0 hinunterrasseln, so Hofstätter. Für Kreditnehmer ein Schreckensszenario, denn die Kreditsumme würde damit drastisch steigen.

Kredit früher abstottern

Neben dem Wechselkurs gibt es aber noch ein weiteres Risiko: Viele Schweizer-Franken Kredite sind endfällig, das heißt, sie werden am Ende der Laufzeit auf einen Schlag zurückgezahlt. Dafür wird ja separat in einen sogenannten Tilgungsträger eingezahlt - also etwa eine Pensionsversicherung oder einen Aktienfonds. Viele dieser Veranlagungen werfen allerdings schon lange weniger ab als ursprünglich erhofft. Daher bleibt eine Finanzierungslücke. Konsumentenschützer raten, die Schuldenberge schon jetzt mit höheren monatlichen Raten - wie bei einem normalen - Kredit abzutragen. Manfred Neubauer von der Arbeiterkammer: "Wenn möglich und leistbar: runter mit den Schulden."

Zwickmühle

Eines sollten Kreditnehmer jetzt allerdings nicht tun, so der Konsumentschützer: vom Franken in den Euro wechseln. Denn dann würde man sofort Verluste realisieren. Wer im Franken bleibt, hat immerhin die Hoffnung, dass sich der Wechelskurs für ihn günstig entwickelt. Und dazu sind die Zinsen im Franken niedrig, so Neubauer. Wer einen Schweizerfrankenkredit hat, steckt also in der Zwickmühle. Steigt er jetzt aus, muss er mit Verlusten rechnen. Wartet er zu lange und steigt dann aus, könnte der Verlust noch höher ausfallen.