Bedrohung für die Natur

Fieberhafte Erdgassuche in Sibirien

Die russischen Gasfelder nähern sich dem Ende ihrer Kapazität. Deshalb bereitet sich Russland auf die Erschließung neuer Felder vor, die fast alle im hohen Norden Sibiriens liegen. Um diese neuen Gasfelder zu erschließen, werden zur Zeit mehrere neue Eisenbahnlinien gebaut - unter schwierigsten Bedingungen.

Morgenjournal, 7.4.2012

Eine Reportage aus Westsibirien von Markus Müller

Vier Pipelines geplant

Die unter Stalin von Zwangsarbeitern erbaute Bahnlinie liefert nun die Rohre für die Pipelines zur Erschließung der neuen Erdgasfelder in Sibirien. Die Pläne zum Weiterbau der Bahn wurden nach dem Tod Stalins stillgelegt. Aber jetzt werden sie wiederbelebt. Mit einer Brücke über den Fluss Ob soll Sibirien an Westeuropa angebunden werden. Parallel dazu soll eine Bahnlinie zum Ufer des Arktischen Meeres führen, zu den insgesamt vier geplanten Gaspipelines.

Bedrohte Natur

Die Städte in Nordwestsibirien existieren nur, weil tief unter der Oberfläche riesige Erdgasfelder liegen - 90 Prozent der russischen Vorräte. Die neuen Felder befinden sich noch weiter im Norden, zum Teil unter dem arktischen Eis. Der Klimawandel begünstigt den Bau von Bohrinseln, ist aber ein Problem für die Natur: Der Permafrost taut langsam auf, Seen verschwinden, Böden werden weggeschwemmt. Der Bau von Städten und Eisenbahnen bedrohe die Natur weiter, warnen Umweltschützer. Doch die russische Regierung will den Norden unbedingt "entwickeln". Die Lebensbedingungen sind hart, aber die Löhne höher als anderswo.