Neue Vorwürfe im Telekom-Skandal
Telekom-Chef Ametsreiter unter Druck
Die Prüfer, die in der Telekom Austria firmenintern den Korruptionsskandal aufarbeiten, hinterfragen jetzt auch die Rolle des derzeitigen Telekom-Chefs Hannes Ametsreiter, berichtet das Magazin "Format". Demnach hat Ametsreiter im Februar 2009, als er schon Telekom-Chef war, einen Lobbying-Auftrag an Peter Hochegger vergeben.
8. April 2017, 21:58
Abendjournal, 5. 4. 2012
Mehrere Vorwürfe in Prüfbericht
Format beruft sich auf noch unveröffentlichte Prüfberichte der deutschen Wirtschaftsprüfungskanzlei BDO. Und die enthalten gleich mehrere Vorwürfe. Erstens soll Hannes Ametsreiter in seiner Funktion als Telekom-Chef 2009 an Peter Hochegger einen Lobbying-Auftrag für das Projekt mit dem Namen "Public Affairs Maßnahmen-Regulierung" erteilt haben; um 211.000 Euro. Gegenleistung: Gespräche mit Vertretern aus dem Regierungsumfeld und regelmäßiges Update der Telekomsprecher der Regierungsparteien.
Regierungsparteien bestreiten Vorwürfe
Genannt werden hier namentlich Kurt Gartlehner von der SPÖ und Karin Hakl von der ÖVP. Beide bestreiten, in fragwürdige Zahlungen verwickelt zu sein, haben aber ihre Sprecherfunktionen mittlerweile zurückgelegt. Ähnliche Aufträge werden auch den ehemaligen Festnetz-Vorständen Rudolf Fischer und Gernot Schieszler von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen.
Hochegger, Grasser, Meischberger
Zweitens sollen von der Mobilkom, deren Marketingchef Hannes Ametsreiter von 2001 bis 2009 war, insgesamt 1,2 Millionen Euro an die frühere Hochegger-Firma Matrix geflossen sein. Auch 45.000 Euro für die schon legendäre Roadshow von Ex-Finanzminister Karl Heinz Grasser und 38.000 Euro an die Agentur von Walter Meischberger.
Ametsreiters interner Wunsch
Und drittens soll Ametsreiter, der von der Justiz nach wie vor als Beschuldigter geführt wird, intern den Wunsch geäußert haben, vor allem die Festnetzsparte zu prüfen und nicht den Mobilfunkbereich.
Telekom verspricht lückenlose Prüfung
Bisher hat Ametsreiter betont, er habe mit Malversationen bei der Telekom nichts zu tun. Und auch heute betont das Unternehmen: Es werde alles lückenlos geprüft, es gebe keine Schwerpunkte. Und was den Auftrag mit Hochegger 2009 betrifft heißt es: Der schon bestehende Vertrag wurde Anfang 2009 verlängert. Ein ganz normaler Vorgang, der Ruf der Agentur sei damals noch tadellos gewesen.
Der Endbericht der Prüfer soll laut Telekom in der Hauptversammlung am 23. Mai vorliegen.