Immer noch viele Ungerechtigkeiten
15 Jahre Frauenvolksbegehren
"Wir sind in die richtige Richtung unterwegs, sehr vieles muss aber noch getan werden." Das ist in Sachen Frauenpolitik der Befund von Autorin Eva Rossmann, die vor 15 Jahren das Frauen-Volksbegehren mitinitiiert hat.
9. April 2017, 17:51
Morgenjournal, 7. 4. 2012
Ein Kampf gegen Widerstände
Frauenpolitik ist noch wie vor eine sehr zähe Sache, sagt Eva Rossmann, eine der Initiatorinnen des Frauenvolksbegehrens. Es sei schon einiges, was sie und ihre Mitstreiterinnen vor 15 Jahren gefordert hätten, erfüllt worden, nichts aber ganz, so Rossmann. "Frauen werden zum Beispiel besser sozialrechtlich abgesichert wenn sie nur geringfügig beschäftigt sind. Oder in der Verfassung steht jetzt, dass Frauen tatsächlich bevorzugt werden können, bis es die tatsächliche Gleichstellung gibt. Wir wollten natürlich, dass drinnen steht, dass sie bevorzugt werden müssen, bis es die Gleichstellung gibt. Man merkt, dass Frauenvolksbegehren hat schon etwas bewirkt in die richtige Richtung, aber es gibt halt auch sehr viele Widerstände."
Einkommensschere nach wie vor groß
Vor allem beim Thema Bezahlung: 1997, zur Zeit des Frauenvolksbegehren, haben Frauen im Durchschnitt um 40 Prozent weniger verdient als Männer und daran habe sich nichts verändert. "Das ist eines der wirklich frustrierenden Erkenntnisse, dass da überhaupt nichts weitergeht, wenn es wirklich ums eingemachte, nämlich ums Geld geht. Und ganz egal was da für Statistiken und Theorien im Umlauf sind, in der Realität ist es so, dass Frauen tatsächlich um 40 Prozent weniger verdienen. Ich glaube, dass es letztendlich doch auch ein Machtkampf ist und der muss halt weiter geführt werden."
Teilzeitarbeit ist weiblich
Ein Grund für die großen Einkommensschere zwischen Männern und Frauen: Teilzeitarbeit ist fast ausschließlich weiblich und oft eine Armutsfalle. 80 Prozent aller Teilzeitbeschäftigten sind Frauen. Dass das Frauenvolksbegehren einen Rechtsanspruch auf Teilzeit gefordert hat, nämlich für Eltern ist für Rossmann trotzdem richtig. "Das Recht auf Teilzeit für Eltern mit dem anschließenden Recht wieder in den Vollerwerb zurückzukehren – was ja auch ganz wichtig ist – ist eine gute Sache finde ich. Aber nur dann natürlich, wenn es nicht ausschließlich auf die Frauen fällt, weil Teilzeit kann natürlich zur enormen Falle werden; dann wenn Frauen in billigen Jobs auf ein paar Stunden geparkt werden und keine Chance mehr haben in den vollen Erwerb zu wechseln."
Frauenpensionsalter nicht anheben
Das Pensionsantrittsalter von Frauen an das der Männer anzupassen, wie zuletzt etwa von der Volkspartei gefordert, lehnt Rossmann ab. Die diesbezügliche Forderung des Frauenvolksbegehrens, eben keine weitere Anhebung, hält sie nach wie vor aufrecht.
"Alles andere ist eine blanke Augenauswischerei, wenn man die Realität betrachtet. Wenn man sagt, Frauen sollen länger arbeiten, dann bedeutet das nur, dass mehr ältere Frauen arbeitslos sind. Das halte ich für einen unglaublichen Zynismus, wenn man sich ansieht, was Frauen sonst an nicht bezahlter Arbeit leisten."
Nichts tun wäre der falsche Weg
Insgesamt, so Rossmanns Resumee nach 15 Jahren, insgesamt sei das Frauenvolksbegehren ein großer Erfolg gewesen und sehr wichtig, das zeige sich auch daran, dass es noch immer Thema sei.
"Ich glaube wir sind in die richtige Richtung unterwegs, trotzdem es immer wieder Rückschläge gegeben hat. Aber wir müssen auch dorthin unterwegs bleiben. In dem Moment wo wir sagen, das geht eh alles von selbst, wir gar nichts gehen, sondern da kann es unter Umständen auch wieder in die falsche Richtung gehen."