Österreich ist EU-Schlusslicht

Frauenministerin zum "Equal Pay Day"

Dieser Donnerstag ist "Equal Pay Day". Dieser Stichtag ist vom Frauennetzwerk "business and professional women austria" ausgerufen worden. Er macht deutlich, dass Frauen durchschnittlich um ein Viertel weniger verdienen als Männer - Österreich ist in dieser Hinsicht EU-Schlusslicht. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) sieht dennoch Fortschritte.

Morgenjournal, 5.4.2012

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek im Gespräch mit Hubert Arnim-Ellissen

Rahmenbedingungen schaffen

Heinisch-Hosek sieht im Kampf um gleiche Entlohnung immerhin gewisse Erfolge, zu messen daran, dass der "Equal Pay Day" heuer um acht Tage früher stattfinde. Dass nicht mehr weitergeht, daran sei nicht nur eine Seite schuld, sagt die Frauenministerin im Ö1-Interview. So sei oft die (mögliche) Schwangerschaft ein Grund für Kündigungen oder der Grund, dass eine Frau gar nicht eingestellt wird. Männer würden auch öfter befördert. Die Politik könne Rahmenbedingungen schaffen, und das mache sie auch, sagt Heinisch-Hosek, und nennt als Beispiel die Einkommensberichte sowie die Lohn- und Gehaltsrechner.

Unverständnis für "Kleinreden"

Kein Verständnis hat Heinisch-Hosek für die Wirtschaftskammer, die die Einkommensunterschiede leugnet. Sie verstehe nicht, wie man diese Lohnunterschiede so klein reden könne, denn in Wahrheit seien es Unterschiede bis zu 40 Prozent. Außerdem habe sie gemeinsam mit der Wirtschaftskammer die Einkommensberichte erarbeitet, man arbeite also ohnehin zusammen.

Für 1.500 Euro Mindestlohn

Sie werde "dranbleiben", verspricht die Frauenministerin, und darauf drängen, neue Gesetze zum Schutz der Frauen zu installieren. In die Verhandlungen der Sozialpartner über Kollektivverträge wolle sie sich aber nicht einmischen. Als Erfolg betrachtet Heinisch-Hosek in diesem Bereich den Mindestlohn von 1.300 Euro, will aber mehr: "Der nächste Schritt wäre für mich natürlich 1.500 Euro." Denn Absicherung für Frauen bedeute ein Gehalt, von dem man tatsächlich leben könne. Weiters gehe es um innerbetriebliche Weiterbildung und darum, dass Stundenlöhne bei Teilzeit in der Regel um bis zu einem Drittel niedriger sind.

Morgenjournal, 5.4.2012

"66 Tage gratis"

Die Einkommensunterschiede werden zwar stetig geringer, es klafft aber immer noch ein beträchtliches Loch. Frauen müssen um 66 Tage länger arbeiten um gleich viel zu verdienen wie ihre männlichen Kollegen. Das zeigt die Statistik aus dem Jahr 2010. Und die Einkommensunterschiede sind beträchtlich: Frauen bekommen um mehr als ein Viertel weniger, wenn man den Brutto-Stundenlohn vergleicht. Das sind statt etwa 16 Euro nur gut 12 Euro. Hochgerechnet auf einen Monat beträgt der Unterschied mehr als 700 Euro brutto für einen Vollzeitjob, wenn alle unselbständig Beschäftigten berücksichtigt werden. Wenn man das Einkommen von Männer und Frauen vergleicht, die den gleichen Job machen, schon gleich lange in der der gleichen Branche mit der gleichen Ausbildung ergibt sich immer noch ein Lohn-Unterschied von 18 Prozent.

EU-Schlusslicht

Im internationalen Vergleich ist Österreich in dieser Hinsicht herausragend schlecht: Innerhalb der EU ist Österreich von jenen Staaten, die die Einkommensunterschiede gemeldet haben, vom zweitletzten auf den letzten Platz abgerutscht. So große Unterschiede gibt es nur noch in Tschechien, mit dem Österreich die rote Laterne teilt.