Am 8. April

Internationaler Tag der Roma

Am 8. April 1971 ist in London die internationale Vertretungsorganisation der Volksgruppe gegründet worden. In ganz Europa gibt es bis zu zwölf Millionen Roma, viele von ihnen sind immer noch Opfer von Verfolgung und Vertreibung. In Österreich schaue es verhältnismäßig gut aus, sagt der Obmann des Kulurvereins der Roma.

Mittagsjournal, 7. 4. 2012

Ausgrenzung nur in Einzelfällen

"Die Situation ist im Wesentlichen ok.", sagt Rudolf Sarközi. Und das meint der Obmann des Kulturvereins der Roma in Österreich in erster Linie im Vergleich zu anderen, vor allem osteuropäischen Ländern, wo Roma häufig immer noch in Ghettos lebten.

Hier gibt es bis auf eine Siedlung in Oberwart keine eigene Roma-Siedlung. Ausgrenzung und Rassismus im großen Stil finden nicht statt, meint Rudolf Sarközi: "Sie werden sicher jemanden finden, der Ihnen sagen wird: Ja, er fühlt sich ausgegrenzt. Aber keinen offenen Rassismus, wie es ihn in anderen Ländern gibt. Das Gott sei Dank nicht."

NIemand will als Zigeuner gelten

Doch auch wenn das so ist: Trotzdem deklariert sich nach wie vor auch in Österreich der Großteil der Gruppe nicht als Roma. Sarközi: "Weil sie ganz einfach sagen: Ich brauche nichts, ich möchte nicht erkannt werden als Zigeuner, sag ich jetzt ganz bewusst. Und damit hat er das negative Bild nicht umgehängt."

Als Volksgruppe anerkannt

Zahlen, wie viele Roma in Österreich leben, sind daher auch nur Schätzungen. Rudolf Sarközi geht von 40.000 Roma in Österreich aus. Ein Teil von ihnen ist seit 1993 als eigene Volksgruppe in Österreich anerkannt. Ein Einzelfall in Europa, auf den Sarközi nicht ohne Stolz verweist: "Wir sind in Europa die einzigen die gesetzlich anerkannt sind, mit allen Rechten und Pflichten. Und ich glaube, das ist ein großes Plus."

Neuer Vollkgruppengesetzesentwurf

Positiv beurteilt Rudolf Sarközi auch, dass Staatssekretär Josef Ostermayer von der SPÖ nun einen neuen Entwurf zum Volksgruppengesetz ausgearbeitet hat, der derzeit in Begutachtung ist. Die Kritik einiger Volksgruppen, dass mit damit die Selbstbestimmung der Volksgruppen eigentlich mehr eingeschränkt als ausgeweitet würde, teilt der Vertreter der österreichischen Roma nicht. Größter Pluspunkt: Zum ersten Mal werden die Roma explizit als gleichberechtigte Volksgruppe genannt: "Wir sind mit den anderen fünf Volksgruppen in einem Atemzug genannt."

Bildung und Sozialbereich gehören verbessert

Aber auch in Österreich sei natürlich nicht alles gut, sagt Rudolf Sarközy: "Wo es krankt ist in der Bildung und vor allem im sozialen Bereich. "Viele Bettler seien Roma, bei einigen die Armut groß. Zwar hätten alle Zugang zu Kindergarten und Schule, problematisch sei es dann aber für viele, eine Lehrstelle zu bekommen. Und trotz bereits bestehender Hilfsprogramme von Volkshilfe oder Arbeitsmarktservice müsse der Zugang zum Arbeitsmarkt weiter verbessert werden. Um wirklich Bedürftigen rasch helfen zu können, würde sich Sarközi einen Sozialfonds des Bundes wünschen.

Und auch in den politischen Gremien sind die Roma in Österreich nicht vertreten. In der Slowakei ist vor kurzem zum ersten Mal ein Rom ins Parlament gewählt worden. Dass es in Österreich auch bald so weit sein könnte, glaubt der ehemalige SPÖ-Bezirksrat Sarközi aber nicht. Er selbst wollte es, sei aber von der SPÖ nicht auf einen entsprechenden Listenplatz gesetzt worden. Bei den jungen Roma sehe er kein politisches Engagement. Warum beides so ist: Rudolf Sarközi: "Da habe ich keine Antwort."

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