Anhänger demonstrierten in Bergamo

Lega Nord: Demo für Bossi

Vorige Woche ist Umberto Bossi als Chef der Lega Nord zurückgetreten - wegen eines Skandals um veruntreute Parteigelder. Aber seine Anhänger wollen Bossi zurück: Hunderte Aktivisten der Lega Nord haben am Dienstagabend in der lombardischen Stadt Bergamo für Bossi demonstriert.

Mittagsjournal, 11.4.2012

Aufruf zur "Säuberung"

An der Demonstration beteiligten sich Bossi und seine "rechte Hand", Ex-Innenminister Roberto Maroni, der nach dem Rücktritt des Parteigründers jetzt mit zwei Parteikollegen, Roberto Calderoli und Manuela Del Lago, das Ruder der skandalumwitterten Partei übernommen hat. Die Lega-Aktivisten spornten mit WC-Bürsten und Besen in der Hand Maroni an, eine tiefgreifende interne Aufräumungsarbeit zu starten und die Vorwürfe gegen die Parteispitze zu klären.

Keine Ermittlungen

Unklar ist, inwiefern Bossi über die Machenschaften seiner Partei und Familie tatsächlich informiert war. Gegen den am Donnerstag zurückgetretenen Parteichef laufen vorerst keine Ermittlungen. Der Skandal kreist um den Schatzmeister der Lega Nord, Francesco Belsito, der vergangene Woche unter dem Druck ausgedehnter Justizermittlungen das Handtuch werfen musste. Belsito, ehemaliger Türsteher einer Disco, soll Beziehungen zur 'Ndrangheta, dem kalabresischen Arm der Mafia, gepflegt und sogar Geld des organisierten Verbrechens gewaschen haben.

Bossi-Vertraute bleibt

Die Vizepräsidentin des Senats und Bossis Vertraute, Rosy Mauro, weigerte sich bisher, ihren Rücktritt einzureichen. Die 50-jährige Mauro wird beschuldigt, Parteigelder entwendet zu haben, um die Lega-Gewerkschaft Sinpa zu finanzieren, die sie gegründet hatte. Außerdem soll sie ihren Freund, einen ehemaligen Polizisten, bei seiner musikalischen Karriere finanziell unterstützt haben. Sie wies am Dienstagabend die Vorwürfe zurück.

Opfer einer Clique?

Der Skandal um die Finanzen der föderalistisch gesinnten Gruppierung demaskiert das von Bossi gepflegte Image, die Lega sei die Partei der anständigen Politiker, die die "diebische" Zentralregierung in Rom bekämpfen. "Roma Ladrona" (Diebisches Rom) war bisher der beliebteste Wahlspruch der Lega. Bossi, seit einem Schlaganfall im Jahr 2004 gesundheitlich schwer angeschlagen und im Sprechen und Gehen behindert, soll schrittweise das Ruder der Partei aus der Hand verloren haben. Eine kleine Clique um ihn herum soll Bossi nicht nur schlecht beraten, sie soll sich schrittweise auch mit Parteigeldern bereichert haben. (Text: APA, Red.)