Heute im Europaparlament

Piraten: Europastart in Schweden

Die Piraten als politische Bewegung kapern in Europa erfolgreich Gemeinden, Landtage und Parlamente - von Berlin bis Innsbruck. Angefangen hat es im hohen Norden, wo die Piraten 2006 aus einer Anti-Copyright-Organisation in Schweden entstanden sind und seit 2009 als schwedische Piraten im Europaparlament sitzen.

Mittagsjournal, 21.4.2012

Aus Strassburg,

Seit 2009 im Europaparlament

Keine Augenklappe, kein Papagei auf der Schulter - der 52-jährige Christian Engström unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht von anderen Abgeordneten, der Schwede war aber der erste Pirat im EU-Parlament. Seit 2009 bewegt er sich auf dem europapolitischen Parkett, musste sich vor allem an die Eurokraten gewöhnen: Die Bürokratie ist unbeschreiblich, ich sage immer: lies Kafka’s Schloss, genauso ist es hier - aber das positive daran ist: im Europaparlament werden Probleme wirklich diskutiert - über Parteigrenzen und Ideologien hinweg.

Auch Engströms Parteikollegin Amelia Andersdotter schätzt die Diskussionskultur auf europäischer Ebene. Piratin und mit 24 Jahren die jüngste Abgeordnete, das verleitet oft zu Vorurteilen, erzählt die Schwedin: Mir werden Dinge in den Mund gelegt, weil die Menschen glauben ich müsste automatisch diesen oder jenen Standpunkt einnehmen.

Erfreut über Erfolge

Die Themenpalette der Piraten ist klar definiert: Freiheit im Internet, vollkommene Transparenz der politischen Abläufe - für Kritiker nicht genug Wahlprogramm, Amelia Anderdotter nimmt’s gelassen: Die meisten im Europaparlament konzentrieren sich auf begrenzte Themenfelder, ansonsten wäre es unmöglich das Arbeitspensum zu bewältigen.

Über den Erfolg der Piraten-Idee in anderen Ländern freuen sich die beiden Schweden, auch wenn es sie überrascht hat, Christian Engström sieht die deutschen Piraten als Vorbild für die gesamte Piratenbewegung: Auf europäischer Ebene sind begrenzte Themen vorteilhaft, national braucht es aber ein breiteres Programm - so wie es die deutschen Piraten haben und sie sind damit erfolgreich.

Vorbild Grüne

Die Piraten wollen bei den Europawahlen 2014 in möglichst vielen Ländern antreten - nicht weil sie glauben, wirklich einmal die Mehrheit zu stellen, sondern weil sie mit ihren Ideen zum Nach- und Umdenken anregen wollen - so wie die Grünen, die es geschafft haben, dass mittlerweile Umweltthemen auf Parteiprogrammen jedweder Couleur nicht mehr wegzudenken sind.