Rekordergebnis für Marine Le Pen

Frankreich-Wahl: Erste Runde geht an Hollande

Der Sozialist Francois Hollande hat die erste Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich gewonnen. Er liegt mit 28,6 Prozent knapp vor Nicolas Sarkozy mit 27,1 Prozent, am 6. Mai kommt es zwischen ihnen zu einer Stichwahl. Marine Le Pen ist zwar in der ersten Runde ausgeschieden, doch trotzdem ist sie die Überraschungssiegerin.

Morgenjournal, 23.4.2012

Freude über Sieg getrübt

Es war am Wahlabend nicht zu übersehen, dass die Freude über den Sieg von Francois Hollande durch das gute Abschneiden der rechtsextremen Marine Le Pen auch in seinem eigenen Lager ein wenig getrübt war. Der Kandidat der Sozialisten machte dafür unter anderem Nicolas Sarkozy und dessen ultrarechte Wahlkampfthematik der letzten Wochen verantwortlich und sagte mit Blick auf die Stichwahl am 6. Mai : "Ich bin heute Abend durch die Wahl der Franzosen der Kandidat aller Kräfte geworden, die ein Kapitel beenden und ein neues aufschlagen wollen. Auf das, was ich den Franzosen konstant und schlüssig seit Monaten gesagt habe, haben sie mir geantwortet, indem sie mir erlauben, heute am besten platziert zu sein, um der nächste Präsident der Republik zu werden."

Sarkozy will Le Pen-Wähler überzeugen

Nicolas Sarkozy hat im Vergleich zu 2007 rund vier Prozent an Stimmen verloren. Er erklärte, dass jetzt ein völlig neuer Wahlkampf beginne. Er forderte von seinem Gegner, sich nicht weiter der Auseinandersetzung zu entziehen und verlangte gleich drei Fernsehdebatten in den zwei Wochen vor der Stichwahl. Wohlwissend, dass er von den 6,2 Millionen Wählern von Le Pen, so viele wie möglich auf seine Seite ziehen muss. "Ich appelliere jetzt an alle Franzosen, die die Liebe zum Vaterland über alle parteiischen Überlegungen oder Sonderinteressen stellen, sich zu einen und sich mir anzuschließen", sagte Sarkozy.

Morgenjournal, 23.4.2012

"Die nächsten zwei Wochen werden im Zeichen des Werbens um die Stimmen von Marine Le Pen stehen", sagt ORF-Korrespondentin Eva Twaroch im Morgenjournalgespräch mit Wolfgang Wittmann.

Le Pen: "Nichts wird mehr so sein wie vorher"

Eine Wahlempfehlung zu seinen Gunsten darf sich Nicolas Sarkozy aber von Marine Le Pen kaum erwarten. Sie hatte ihren Erfolg als Welle bezeichnete, die das System zum Zittern gebracht habe, denn Millionen Franzosen seien gestern in den Widerstand getreten. Mit Blick auf die kommende Stichwahl und die Zeit danach sagte sie: "Was auch immer in den nächsten 14 Tagen geschehen mag, die Schlacht um Frankreich hat erst begonnen. Liebe Freunde und Franzosen, nichts wird mehr so sein wie vorher."

In Marine Le Pens Umgebung wurde davon gesprochen, dass gestern Abend in Frankreich eine neue Rechte entstanden sei. Ihr Vater Jean Marie Le Pen sagte am Abend, er denke Nicoals Sarkozy sei geschlagen.