Verlustbringer und Billigflieger

Die Lufthansa und ihre Sorgenkinder

Nicht nur die AUA muss sparen. Der Konkurrenzdruck zwingt auch die Muttergesellschaft der AUA, die Lufthansa, auf Sparkurs: Im Jahr 2014 soll durch die Einsparungen das Konzernergebnis um 1,5 Milliarden Euro gesteigert werden.

Morgenjournal, 24.4.2012

Aus Berlin berichtet Johannes Marlovits.

Töchter bringen rote Zahlen

Würde die Lufthansa nur mit der Marke Lufthansa fliegen, dann hätte sie im vergangenen Jahr noch knapp einen Gewinn geschrieben. Aber weil der Lufthansakonzern schon jede Menge andere Airlines umfasst, hat es im letzten Jahr unter dem Strich einen Verlust von 13 Millionen Euro gegeben. Dazu beigetragen haben die Sorgenkinder Austrian Airlines und die British Midland. Letztere ist inzwischen verkauft, allerdings für weniger Geld als geplant, außerdem muss die Lufthansa noch 103 Millionen Euro in den Pensionsfonds von British Midland nachschießen. Das sei ein Einmalaufwand in diesem Quartal, aber dafür erspare sich die Lufthansa dann künftige Verluste, erläutert der Analyst der Commerzbank, Stefan Schöppner.

Kampf gegen Billigflieger

Die AUA ist noch im Rennen - aber Lufthansa Chef Christoph Franz hat bereits vor wenigen Wochen erklärt, man werde keine Bereiche ohne "positive Ergebnisperspektive" durchfüttern. Dabei sind verlustbringende Töchter nicht das einzige Problem, wie Klaus Walther der Sprecher der Lufthansa sagt. Es gehe um ein Zukunftsprogramm gegen Dumpingangebote und Billiganbieter. Dem will man entgegensteuern, indem unter anderem defizitäre Strecken gestrichen werden sollen. Zudem soll der Billigkonkurrenz beim Kampf um den Kunden mit dem hauseigenen Billigflieger Germanwings davon geflogen werden.

Aus für First Class?

Auf Langstrecken werden manche Kunden auf einiges verzichten müssen: In vielen Fliegern soll nämlich die luxuriöse First Class verschwinden - auf hart umkämpften Strecken sollen künftig Economy Class und Business Class ausreichen. Überhaupt will die Lufthansa mit der derzeitigen Flotte bis 2014 auskommen. Nur schon bestellte sparsamere Flugzeuge sollen alte Maschinen ersetzen, was den Kerosinverbrauch senken soll, der mittlerweile zu den größten Ausgaben einer Fluggesellschaft gehört.

Einheitliches Angebot

Der alte Kranich will wettbewerbsfähig bleiben. Dazu gehören nicht nur Einsparungen - auch eine andere Denkweise sei notwendig, meint Stefan Schöppner von der Commerzbank, und diese könnte etwa so aussehen: "Ein jeweils einheitliches Produkt für die Mittel - und die Langstrecke. Und ob dann German Wings fliegt oder Lufthansa oder Austrian, das soll dann dem Konzern egal sein und auch der Kunde soll überall die gleiche Qualität kriegen."

Widerstand gegen Personalabbau

In einem vierseitigen Brief haben die Lufthansachefs ihre künftigen Ziele aufgelistet - die Gewerkschaft kann darin vor allem eines erkennen: Personalabbau und Lohnkürzungen. So falsch dürfte sie damit nicht liegen, zumindest wenn man dem Sprecher Klaus Walther zuhört: "Lufthansa hat beim Thema sozialverträgliche Lösungen eine gute Tradition. Doch ausschließen kann man das derzeit nicht, das hat der Vorstand klar kommuniziert." Sollte es dazu kommen, wird es nur schwer werden, die Gewerkschaft mit an Bord zu bekommen - sie will Kürzungen einen Riegel vorschieben, kündigt jetzt schon eine Sprecherin an.