Anschluss an "Jugend der Revolution"

Libyscher Ex-Premier: Grund zur Angst?

Der Handelsdelegierte in Tripolis, David Bachmann, hat den tot in der Neuen Donau gefundenen Shukri Ghanem gekannt. Er war am Wochenende zu Besuch in Wien und relativ in der Nähe - auf der Alten Donau. "Etwas beklemmend" sei das, so Bachmann im Ö1-Gespräch.

Mittagsjournal, 30.4.2012

Empfehlung durch Gaddafi-Sohn

Es war Muammar al-Gaddafis Sohn Seif, der Ghanem seinem Vater empfohlen hat. Die beiden kannten einander von Treffen in Wien, als Seif Gaddafi nach Wien kam um zu studieren, erzählt Bachmann. Ghanem habe sich gerne mit jungen, reformfreudigen Libyern umgeben.

Shukri Ghanim war Gaddafis Premierminister und danach Ölminister, als der er als klarer harter Verhandler Investoren nach Libyen holte und half, das Land aus der Isolation herauszuführen. Echte Reformen umzusetzen sei Shukri aber nicht gelungen, sagt David Bachmann.

"Schließe mich der Revolution an"

Am 1. Juni 2011 verkündet Shukri Ghanem in Rom, dass er mit dem Regime gebrochen hat. Zu grausam sei die Gewalt: "In dieser Situation, die untragbar ist, kann ich nicht weiter arbeiten und daher habe ich das Land verlassen. Ich habe mich auch dazu entschlossen, meine Arbeit aufzugeben und mich der Jugend der Revolution anzuschließen", sagt der abtrünnige Gaddafi-Getreue. Ein Schritt, den Bachmann von Ghanem schon früher erwartet hätte.

Grund, Angst zu haben?

Shukri Gahnem setzt sich nach Wien ab und es wird still um ihn. Zuletzt soll er gesagt haben, er würde gerne nach Libyen zurückgehen und dort politisch tätig werden. Hatte er Grund Angst zu haben? Bachmann meint, in Libyen könnte heute jeder und niemand Angst haben. Das sei aber nicht zu durchblicken, auch von einem Libyer nicht, so der Handelsdelegierte.