Neuauflage Johnson gegen Livingstone

London-Wahlen vor den Olympischen Spielen

Am Donnerstag finden in London Bürgermeister-Wahlen statt. Nicht zum ersten Mal duellieren sich der konservative Amtsinhaber Boris Johnson und Ken Livingstone von Labour um das Amt. Diesmal stand der Wahlkampf im Zeichen der Olympischen Spiele in diesem Sommer.

Mittagsjournal, 2.5.2012

Aus London,

London – Gastgeber der Olympischen Sommerspiele 2012 und größte Stadt Europas – wählt am Donnerstag einen neuen Bürgermeister. Den Top Job in der britischen Lokalpolitik hat Boris Johnson derzeit inne. Johnson – der konservative Spaßvogel - eroberte in einem Sensationssieg vor vier Jahren das Londoner Rathaus von Labour Urgestein Ken Livingstone und hat jetzt wieder gut lachen, Umfragen zufolge dürfte er seinen Herausforderer Livingstone, erneut schlagen, dieser hinkt in den Umfragen hinterher, auch wenn Johnsons Vorsprung mittlerweile etwas kleiner geworden ist. Der Wahlkampf der beiden Selbstdarsteller ist weitgehend inhaltsfrei verlaufen, dafür war er umso persönlicher.

"Johnson ist so lustig"

Boris Johnson stürmt mit einem Stapel Wahlkampfbroschüren in ein Restaurant in der Londoner Innenstadt, die Gäste nehmen dem Blondschopf die Unterbrechung ihres Mittagessens nicht übel. Vor allem die Damen sind sehr von seinem Witz und Charme angetan. Die unverwechselbare Art des Londoner Bürgermeisters ist zur Marke geworden, sie soll ihm die Wiederwahl sichern. Trotz Rezession und Sparpaket der Regierung, haben die Londoner offenbar Lust auf mehr Boris im Rathaus, warum? Weil er so lustig ist, sagen viele.

Auch ernste Seiten

Im ORF Interview gibt sich der Spaßvogel aber ernst, natürlich gehe es um Inhalte, er stehe für ein lebenswertes, wirtschaftlich starkes, sicheres London. Ausschreitungen und Plünderungen wie letztes Jahr im August würden nicht mehr vorkommen: „Wir haben sehr wirksam auf die Ausschreitungen reagiert, das war der gute alte englische Polizeistil, das Justizsystem schnappt die Schuldigen, sie bekommen ihre Strafe und solche Aktivitäten werden in Zukunft verhindert.“

Livingstone sorgt sich um Bevölkerung

Sein Herausforderer Ken Livingstone, der 66-jährige Labour-Veteran hat den Verlust des Bürgermeister Sessels vor vier Jahren nie verwunden, er sieht sich als Vertreter der hart arbeitenden Bevölkerung, verspricht die Preise für die öffentlichen Verkehrsmittel zu senken. Jugendliche hätten es noch nie schwerer gehabt, sagt Livingstone in einer Rede vor Schülern.
Schuld ist natürlich die konservative Regierung mit ihrem Sparprogramm, Boris Johnson sei ein Entertainer und kein Bürgermeister, sagt Johnson: „Jeder sagt, Boris ist so lustig und er hat Charisma, wir müssen uns auf die Probleme in der Stadt konzentrieren, es geht nicht darum wer die besten Witze reißt.“

Persönliche Angriffe

Nicht zum Lachen sind die persönlichen Angriffe, sie dominieren den Wahlkampf. Livingstone nennt Johnson einen „Freund der Banker“ er sei ein „Teilzeit Bürgermeister“ weil dieser neben seinem politischen Amt auch noch eine Zeitungskolumne schreibt, für die er mehr als 300.000 Euro im Jahr kassiert. Johnson wiederum wirft Livingstone vor, durch Steuertricksereien weniger Einkommensteuer gezahlt zu haben. In einer Radiodebatte nennt er ihn einen Lügner.

Viele Wähler sind vom Theater der beiden Selbstdarsteller genervt und sind froh, wenn diese Wahl endlich vorbei ist: „Ich habe keine Präferenz, einer ist genauso verrückt wie der andere, ihre großen Egos überschatten die politische Debatte.“ Sie entscheiden morgen wem die Bühne im Rathaus in Zukunft gehört und die Welt bei den Olympischen Sommerspielen in London begrüßen darf.