Warum den Dollar niemand in Frage stellt

Eine Sache des politischen Zusammenhalts

In der aktuellen Finanzkrise der EU kommen Ermahnungen und kritische Zurufe vor allem aus dem angelsächsischen Raum - vom britischen Premier David Cameron und von US-Präsident Barack Obama. Dabei haben Großbritannien und die USA keine kleineren Probleme. Der Hintergrund ist auch mehr politisch als wirtschaftlich.

Mittagsjournal, 18.5.2012

Raimund Löw in Brüssel analysiert im Gespräch mit Wolfgang Wittmann.

Ausdruck politischer Unsicherheit

Die britische Kritik stört Brüssel besonders, weil es immer wieder die Briten sind, die auf politischer Ebene einen engeren Zusammenschluss der Europäer blockieren. Der britische Premier Cameron ist beim Sparen noch strenger als die Europäer, obwohl es der britischen Wirtschaft genauso schlecht geht. Aber das britische Pfund wird als Währung von niemandem in Frage gestellt. Das ist der große Unterschied zum Euro. Das große Nervenflattern ist ein Ausdruck der politischen Unsicherheit, ob der Euro wirklich eine Gemeinschaftswährung auf Dauer sein kann

US-Zusammenhalt unumstritten

Die Zurufe aus den USA zeigen, dass Schuldenberge alleine nicht entscheidend sind. Die öffentlichen Schulden in den USA sind gemessen an der Wirtschaftsleistung doppelt so hoch wie jene im Euro-Raum. Aber der US-Dollar gilt noch immer als sicherer Hafen, die Zinsen aus US-Anleihen sind niedriger als jene, die Deutschland zahlen muss. Trotz aller wirtschaftlichen Probleme in den USA steht aber kein Fragezeichen über dem politischen Zusammenhalt der Vereinigten Staaten. Wenn amerikanische Bundesstaaten Finanzprobleme haben, denkt niemand darüber nach, ob man sie aus der Dollarzone hinauswerfen sollte.