EU-Studie belegt Defizite

Hygiene ist ein Fremdwort

In Österreich ist es, wie in ganz Europa überhaupt, schlecht bestellt bei der Bildung in Hygienefragen, zeigt eine aktuelle Studie des europäischen Hygiene-Rates.

Abendjournal, 22.5.2012

Besonders auffällig ist, dass die meisten Befragten nach wie vor annehmen, dass man sich Durchfall-Erreger oder Lebensmittelvergiftungen vor allem durch verdorbene Fisch-, Fleisch- oder Käseprodukte holt. Und das trotz der EHEC-Krise im Vorjahr in Norddeutschland, wo 4.000 Menschen durch den EHEC-Keim schwer erkrankt sind und 53 Menschen starben.

Alle Lebensmittel können Überträger sein

Für viele Europäer war die EHEC-Krise im Mai 2011 die Aufregung des Jahres. Plötzlich waren harmlose spanische Gurken und dann Sprossen des ägyptischen Bockshornklees im Mittelpunkt des medialen Interesses. Erstmals wurde der breiten Öffentlichkeit vor Augen geführt, dass verschiedene Gemüsesorten Träger von Durchfalls-Erregern und anderen Keimen sein können. Jetzt ein Jahr danach scheint dieses Wissen vergessen, lediglich 23,8 Prozent der Österreicher sind sich dessen bewusst, sagt Infektologe Christoph Wenisch vom Kaiser Franz-Josef-Spital in Wien. Er weist darauf hin, dass das mit allen Lebensmitteln passieren kann wenn sie etwa beim Einpacken kontaminiert werden.

Reinigung ist entscheidend

Und so wird nach wie vor bei Vielen das rohe Gemüse vor dem Verzehr nicht gewaschen. Noch dramatischer ist allerdings die Tatsache, so Wenisch, dass mehr als ein Drittel der Befragten nicht um die Bedeutung von simplen Hygiene-Maßnahmen weiß. Etwa, dass es absolut Sinn hat, regelmäßig Oberflächen in der Küche zu reinigen – die Kontaminierung erfolgt nicht, wie die meisten der Befragten annehmen durch verdorbene Speisen in Schulen oder Fast-Food-Restaurants. Der Grund dafür: Erreger, wie Salmonellen und Noroviren können Stunden bis Tage in der Küche überleben, das EHEC-Bakterium sogar bis zu 15 Monate. Und: einfache Seife hilft meist die Erreger zu besiegen.