Wie sich Polen auf die EM vorbereitet
Reiter gegen Hooligans
Ende nächster Woche beginnt in der Ukraine und in Polen die Fußball-Europameisterschaft. Besonders gefordert werden während des Großereignisses die 60.000 Polizisten sein. Polen will sich gastfreundlich präsentieren, aber hart gegen Randalierer durchgreifen. Und das mit allen Mitteln.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal 30.5.2012
Aus Polen
Polens Wunderwaffe gegen Hooligans
Er heißt Rax, ist vier Jahre alt, kommt aus Schlesien und kaut gerade gemütlich an einer Karotte. Ein zutraulicher Rappe würde man meinen. Für die polnische Polizei aber, gelten Rax und seine Stallkollegen als eine Art Wunderwaffe. Mit Pferden lassen sich Massenveranstaltungen gut unter Kontrolle halten, sagt Marek Federovicz von der berittenen Polizei in Warschau. "Der psychologische Effekt spielt eine enorme Rolle, so wie die Größe des Pferdes und seine Reaktion. Geschulte Pferde, wie diese hier, haben keine Angst vor großen Menschenmassen, auch nicht, wenn diese aggressiv werden. Und wenn Menschen sehen, dass das Pferd keine Angst hat, dann treten sie automatisch zurück," sagt Marek Federovicz.
Ein Pferd = 30 bewaffnete Polizisten
Die Polizeipferde mussten für die EURO 2012 speziell geschult werden, um auch bei extremen Lärm, Explosionen oder Rauch ruhig zu bleiben. Laut Marek Federovicz, gibt es spezielle Szenarien, bei denen die Pferde eingreifen sollen. "Unsere berittene Polizei wird bei allen Massenveranstaltungen anwesend sein, aber nur in Ausnahmen werden wir eingreifen. Nämlich dann, wenn Menschen Absperrungen umwerfen, mit Steinen schmeißen oder wenn es zu Vandalenakten an Autos oder öffentlichen Einrichtungen kommt." Ein Pferd, betont Marek Federovicz, entspricht dabei dem Einsatz von 30 bewaffneten Polizisten.
60.000 Polizisten im Einsatz
Die EURO 2012 ist eine gigantische Herausforderung für die gesamte polnische Polizei, sagt der Oberster Polizeisprecher Polens Mariusz Sokolowski. Fast 60.000 Polizisten werden direkt an der EM beteiligt sein, im Bedarfsfall könne jeder polnische Polizist zum Einsatz kommen. Urlaube wurden für den Zeitraum der Spiele gestrichen, sagt der Polizeisprecher. "Es geht ja nicht nur um die Stadien, die wir schützen müssen, sondern auch um die Fanzonen, um Pubs und Restaurants, wo Fans die Spiele anschauen können. Geschützt werden müssen die Orte, an denen die Mannschaften untergebracht sind genauso, wie die Reiserouten der Fans," betont der Polizeisprecher.
Fremdsprachenunterricht für die Polizei
Laut Mariusz Sokolowski wurden die Polizisten nicht nur in Fremdsprachen unterrichtet, um überhaupt mit den Fans kommunizieren zu können, sondern auch für die kulturellen Unterschiede der EM-Teilnehmer sensibilisiert. "Wir wurden darauf geschult, dass Fans aus unterschiedlichen Ländern ein unterschiedliches Benehmen an den Tag legen können. Was bei uns verboten ist, ist anderswo möglicherweise erlaubt. Bei uns darf man zum Beispiel im Öffentlichen Raum keinen Alkohol trinken, in Deutschland und Österreich hingegen schon. Hier gilt die Devise: Toleranz unsererseits. Keine Toleranz werden wir allerdings gegenüber Vandalen und Hooligans haben!" Eine allzu große Gefahr sieht Mariusz Sokolowski aber nicht in den Fußball-Hooligans. Das werde von den Medien zu hochgespielt, meint Marius. "Wenn wir uns die Fakten anschauen, dann gab es in den letzten Jahren nur einige wenige Fälle auf lokaler Ebene gegeben. Bei internationalen Spielen in Polen gab es in den vergangenen zwei Jahren überhaupt keine Zwischenfälle dieser Art," ist Marius optimistisch.
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