14.300 Mitarbeiter vor der Arbeitslosigkeit
Schicksalstag für Schlecker
Die Gläubiger der insolventen deutschen Drogeriekette Schlecker entscheiden heute darüber, ob das Unternehmen Geschichte wird. Steigt kein Investor ein, landen 14.300 Mitarbeiter auf der Straße. Auch in Österreich müssen 3.00 Beschäftigte um ihre Jobs bangen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 1.6.2012
Maria Seifert aus Berlin
Hoffen auf Rettung in letzter Sekunde
Für den deutschen Konzern Schlecker geht es heute um nicht weniger als die Frage ob er in Zukunft weiterbestehen wird oder nicht. Mehr als 14.000 Mítarbeiter bangen im ihre Arbeitsplätze. Noch ist es nicht zu spät. Der Schlecker-Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz könnte heute noch ein Angebot von einem der zwei interessierten Investoren bekommen, das den Gläubigerausschuss überzeugen könnte. Es sieht nicht gut aus, aber tausende Mitarbeiter hoffen auf Rettung in letzter Sekunde. "Möglich ist alles", so ein Sprecher der Insolvenzverwaltung.
Mitarbeiter wollen Entscheidung
Die Schlecker Mitarbeiter scheinen das Hin und Her mittlerweile satt zu haben. "Man will einfach eine Enscheidung wissen. Geht es weiter oder geht es nicht weiter. Eine Entscheidung muss jetzt kommen. Wir sind froh, wenn es zu Ende ist, egal ob so oder so," sagt eine Schlecker-Angestellte. Zu den Interessenten für eine Übernahme der weiterhin Verluste schreibenden Kette gehörten zuletzt der US-Amerikanische Finanzinvestor Cerberus Capital Management und der deutsch-amerikanische Milliardär und Karstadt-Retter Nicolas Berggruen. Doch ob einer von den beiden ein annehmbares Angebot abgeben wird, ist mehr als fraglich - auch Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz hat sich schon nach dem letzten Treffen am vergangenen Freitag nicht wirklich optimistisch gezeigt. "Ich habe in diesem Verfahren sehr viele Ernüchterungen erfahren müssen, dass muss ich ganz ehrlich sagen. Ich werde kämpfen bis zum Schluss, das ist gar keine Frage, aber die Situation ist leider sehr ernst,"
sagt Geiwitz.
Schleckers Absturz
Einst war Schlecker nach Filialen und Umsatz die größte Drogeriekette Deutschlands. Mittlerweile schwächelt das Unternhemen bereits seit Jahren. Maike und Lars Schlecker, die Kinder des Firmengründers Anton Schlecker, wollten die Drogeriekette mit einem neuen Konzept wieder auf Erfolgskurs bringen. Doch dies kam zu spät: Im vergangenen Jänner meldet Schlecker Insolvenz an. Im Rahmen der Sanierung schließt die Drogeriemarktkette in Deutschland Ende März mehr als 2000 Filialen.
Transfergesellschaft scheitert
Nach einem Schlecker-Krisengipfel versucht man eine Transfergesellschaft aufzubauen, doch diese scheitert an Bayern und am Bundeswirtschaftsminister Philip Rösler (FDP) der am 31. März verlautbart: "Es ist richtig darauf hinzuweisen, dass es nicht Aufgabe des Staates ist für solche Transfergesellschaften selbst zu sorgen, wenn es die Bundesagentur für Arbeit mit ihren Instrumenten, ihren Möglichkeiten, ihrem Fachwissen gibt." Daraufhin werden mehr als 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gekündigt. 4400 der Entlassenen reichen Klage ein, was ein zusätzliches Problem für Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz bei seiner Investorensuche darstellt.
Der Konzern in Österreich
Sollte die Investorensuche scheitern, dann hat dies auch Auswirkungen auf die Österreich-Tochter des Konzerns. Schlecker hat 930 Filialen und 3000 Beschäftigte in Österreich. Rein rechtlich ist es zwar ein eigenständiges Unternehmen, es würde aber bei einer Zerschlagung des Konzerns in Deutschland in die Insolvenzmasse fallen. Außerdem sei die Abhängigkeit von Deutschland zu groß, um alleine überleben zu können, so die Meinung von Insolvenzexperten. Bei Schlecker Österreich sieht man das anders. Die Lage in Deutschland würde sich weiterhin nicht auf Österreich auswirken, heißt es aus informierten Kreisen. An einen guten Ausgang für Schlecker Deutschland glaubt aber kaum jemand. Doch frühestens in ein paar Monaten könnte dann auch Schlecker Österreich Insolvenz anmelden . Derzeit versucht man, einen eigenen Investor zu finden. Man sei mit Interessenten aus dem In-und Ausland im Gespräch, heißt es.
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