Kammerdiener wird der Enthüllungen beschuldigt

Ermittlungen um Affäre im Vatikan

Papst Benedikt ist seit Freitag in Mailand, um dort am jährlichen Weltfamilientreffen teilzunehmen. In Rom gehen in der Zwischenzeit, hinter verschlossenen Türen, die Ermittlungen in der Enthüllungsaffäre Vatileaks weiter.

Mittagsjournal 2.6.2012

Aus Rom berichtet Mathilde Schwabeneder

Kammerdiener unter Verdacht

Anfang kommender Woche soll der bisher einzige Verdächtige in der Enthüllungsaffäre im Vatikan vernommen werden. Bis dorthin bleibt der 46-jährige Kammerdiener des Papstes, Paolo Gabriele, weiterhin in der vatikanischen Sicherheitszelle. Seine beiden Anwälte haben wissen lassen, dass der des schweren Raubes bezichtigte Gabriele, zur Zusammenarbeit mit den vatikanischen Behörden bereit ist. Er werde in dem Montag oder Dienstag beginnenden Verhör vor dem Untersuchungsrichter des Vatikanstaats aussagen. Nach außen wird davon kaum etwas dringen und auch eine einmal kurz kolportiere Amtshilfe von italienischen Juristenkollegen, steht derzeit nicht zur Sprache.

Umstrittener Staatssekretär

Derzeit wird im Vatikan heftig spekuliert. Im Mittelpunkt steht einmal mehr der Staatssekretär, der mächtigste Mann im Vatikan. Kardinal Tarcisio Bertone wird von seinen Kritikern schon seit langem ein zu großes Naheverhältnis zur italienischen Politik und zur Welt der Finanz vorgeworfen. Er ist es auch der im Mittelpunkt jener Briefe steht, die den Kern des Enthüllungsskandals ausmachen. Drei hohe Würdenträger haben sich darin beim Papst über ihn beklagt. Alle drei haben unter anderem das Thema Finanzen und damit auch die Vatikanbank zum Inhalt.

Unklarheiten über Entlassung von IOR-Bankchef

Einen Zusammenhang zwischen der Verhaftung, von einem der drei Maulwürfe, Paolo Gabriele und den Vorgängen im Vatikanischen Geldinstitut IOR weißt der Vatikan aber zurück. Faktum jedoch ist, dass der Bankenpräsident Ettore Gotti Tedeschi vergangene Woche plötzlich aus seinem Amt entfernt worden ist obwohl dieser zuvor vom Papst selbst eingesetzt worden war, um dort "Sauberkeit zu schaffen". Gotti Tedeschi der an der päpstliche Enzyklika "Caritas in veritate" mitgearbeitet hat und dessen Aufgabe es war die Vatikanbank in die Whitelist aufnehmen zu lassen, fand jedoch bald im Staatssekretär einen Widersacher und musste letztlich gehen.

Priester als Strohmänner

Jetzt sind neue Details bekannt geworden, die die Kämpfe im Inneren des Vatikans noch mehr anheizen könnten, wie die Tageszeitung "Corriere della Sera" schreibt. Denn die italienische Nationalbank hat rund ein Dutzend verdächtiger Geldflüsse ausgemacht und diese der Finanzpolizei sowie der Staatsanwaltschaft gemeldet. Alle betreffen Konten, für die Priester als Strohmänner fungiert haben dürften. Die Geldflüsse, die große Summen betreffen, wurden als Wohltätigkeiten ausgeschildert. Die Art, wie sie mehrfach das Konto gewechselt haben bedeutet, dass Spuren verwischt werden sollten, so die Ermittler. Hier ist also vieles offen. Ob darüber der Kammerdiener des Papstes etwas sagen kann, darf aber mehr als angezweifelt werden.