Hausgemachte Gründe und Ölpreisrückgang
Rubel verliert an Wert
Die Schuldenkrise in Europa und die Angst vor einer Rezession der Weltwirtschaft bekommt jetzt auch Russland heftig zu spüren. Der Rubel verlor zuletzt gegenüber dem Euro und vor allem dem Dollar kräftig an Wert. Schuld sind zum einen die Euro-Krise und fallende Ölpreise. Zum anderen sind die Gründe für den Rubel-Verfall jedoch hausgemacht.
8. April 2017, 21:58
Russlands Wirtschaft wächst in diesem Jahr weniger schnell als prognostiziert und Investoren ziehen ihr Kapital ab, nicht zuletzt wegen der unsicheren politischen Lage.
Mittagsjournal, 6.6.2012
Aus Moskau,
Zentralbank muss eingreifen
Die russischen Wirtschaftsnachrichten kennen in diesen Tagen nur ein Thema: der Rubel sackt ab. Allein letzte Woche hat er sechs Prozent gegenüber dem Dollar verloren. Am Freitag musste man für einen Dollar kurzzeitig 34 Rubel auslegen, noch im Dezember waren es nur 30. Auch gegenüber dem Euro gab der Rubel nach, wenn auch weniger stark.
Inzwischen hat er sich dank kräftiger Interventionen der russischen Zentralbank wieder leicht erholt: sie hat seit letzter Woche 500 Millionen Dollar verkauft, um den Rubel zu stützen. Doch viele Russen sind beunruhigt: "Ich habe ein mulmiges Gefühl, erzählt eine Frau, ich bin kein Finanzspezialist, sondern ein gewöhnlicher Bürger und mir macht das Angst."
Gründe im Ausland
Der Rubel-Verfall weckt Erinnerungen an die jüngste Finanzkrise, die Russland nur kurz verschont hatte, bevor sie auch hier voll zuschlug, die Wirtschaft schrumpfte um rund 8 Prozent. Auch jetzt liegen die Gründe für den sinkenden Rubel vor allem im Ausland, so Finanzexperte Lew Bystrow: "Die Schuldenkrise in Europa, vor allem in Griechenland, Italien und Spanien drückt auf den Euro und damit auch auf die Wirtschaftslage in der restlichen Welt."
Auch Ölpreis spielt mit
Zudem ziehen auch die stark gesunkenen Ölpreise den Rubel mit nach unten. Russlands Wirtschaft hängt fast ausschließlich von l- und Gasexporten ab. Diese Einnahmen fließen jetzt weniger reichlich, was sich sofort auf den Staatshaushalt auswirkt, sagt Ökonom Iwan Tschakarow: "Natürlich wird dadurch der Druck grösser, Steuern zu erhöhen oder größere Schulden zu machen. Russlands Budget ist auf einen Ölpreis von 115 Dollar ausgelegt, jetzt ist dieser auf rund 100 Dollar gesunken."
Kapitalflucht hält an
Doch es gibt auch hausgemachte Gründe für den sinkenden Rubel: die russische Wirtschaft wächst mit prognostizierten 3,5 Prozent im heurigen Jahr zwar robust, aber langsamer, als vorhergesagt. Und die schon lange anhaltende Kapitalflucht aus Russland beschleunigt sich dramatisch. Letztes Jahr flossen 84 Milliarden Dollar ab, heuer rechnet die Regierung mit bis zu 100 Milliarden Dollar. Ursache ist auch das unsichere politische Klima, sagt der politische Beobachter des Wirtschaftsradios Kommersant, Stanislaw Kutscher:
"Soviel auch behauptet wird, dass das Verhältnis der Staatsmacht zur Opposition keinen kümmert, das stimmt nicht. Jeder weiß, dass Investoren jegliche Unsicherheit wittern, wie ein Hund die Angst eines Menschen."
Nur Export profitiert
Doch der fallende Rubel hat auch Vorteile: er kommt exportierenden Firmen zugute und der Vize-Chef der russischen Zentralbank meint sogar, dass ein schwacher Rubel auch dem Staatsbudget gut tue: durch den Ölexport würden Dollar in die Staatskasse fließen, die Staats-Gehälter und Pensionen würden aber in Rubel bezahlt.