Neue Atom-Verhandlungen mit dem Iran
Bei einer neuen Runde der Atomgespräche mit dem Iran versuchen die fünf Veto-Mächte des UNO-Sicherheitsrates und Deutschland, den diplomatischen Druck zu erhöhen. Der Westen vermutet, dass der Iran Atomwaffen bauen will, Teheran sagt, sein Atomprogramm diene lediglich friedlichen Zwecken, der Wissenschaft und der Stromproduktion. Die Gespräche in Moskau sollen zwei Tage dauern.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 18.6.2012
Druck durch Öl-Embargo
Die Zeit drängt. Denn am 1. Juli tritt das Öl-Embargo der EU gegen den Iran vollständig in Kraft, ab dann sind Öl-Importe aus dem Iran verboten. Schon jetzt spürt der Iran den Rückgang beim Öl-Absatz. Milliarden von Dollar fehlen im Staatshaushalt. Kurz vor dem 1. Juli verschärfen auch die USA ihre Gangart, betroffen sind vor allem iranische Banken und Auslandskonten.
Fronten festgefahren
Dennoch scheinen bei den Verhandlungen, die heute in Moskau begonnen haben, kaum Fortschritte möglich. Im westlichen Verhandlungsteam gibt man sich nicht der Illusion hin, dass der Iran zu Zugeständnissen bereit ist. Der Iran gibt sich wie immer optimistisch und warnt - ebenfalls wie immer - vor einem Scheitern der Gespräche. Vom Fleck kommt man aber nicht, die Fronten sind festgefahren.
Misstrauen ist groß
Der Westen will verhindern, dass der Iran sich das Wissen zum Bau von Atomwaffen aneignet, der Iran hingegen sagt, sein Atomprogramm diene ausschließlich der Forschung und der Produktion von Atomstrom. Das Misstrauen auf beiden Seiten ist riesig, keiner traut dem anderen über den Weg. Im Hintergrund dürfte sich dazu noch ein schmutziger Krieg abspielen, in dem Menschenleben nur eine geringe Rolle spielen.
Drohgebärden Richtung Israel
Wie die britische Tageszeitung "The Guardian" heute unter Berufung auf Geheimdienstkreise schreibt, werden dem Iran ein Anschlag und zwei vereitelte Attentate Mitte Februar dieses Jahres zur Last gelegt. In Indien wurde die Frau eines israelischen Militärattaches verletzt, in Georgien und Thailand ähnliche Pläne im letzten Augenblick vereitelt. Offenbar, so die Mutmaßung westlicher Geheimdienste, soll Israel gezeigt werden, dass der Iran für große Probleme sorgen kann - falls Israel seine immer wieder geäußerte Drohung wahr macht, und den Iran militärisch attackiert, um das Atomprogramm auszuschalten.
Dass der Artikel im "Guardian" heute, am Beginn der Verhandlungsrunde in Moskau erscheint, ist natürlich auch kein Zufall. Die Informationen, die der britischen Zeitung zugespielt wurden, sollen dem Iran - der jede Beteiligung an den Attentaten dementiert - zeigen, dass der Westen Bescheid weiß. Damit soll der Druck einmal mehr erhöht werden, um einer diplomatischen Lösung des Atomkonfliktes näher zu kommen.