Breivik-Anwalt: Grausam, aber zurechnungsfähig
Der Verteidiger des norwegischen Massenmörders Anders Behring Breivik hat in seinem Schlusswort gesagt, er teile die Meinung der Ankläger, dass Breivik eine grausame Terrorhandlung von kaum vorstellbarer Bösartigkeit begangen habe. Er wolle aber beweisen, dass Breivik zurechnungsfähig ist. Die Staatsanwaltschaft hatte die Zwangseinweisung in eine Rechtspsychiatrie gefordert.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 22.6.2012
Verteidigung: Zurechnungsfähig
Für Verteidiger Geir Lippestad ist Anders Behring Breivik zurechnungsfähig. In seinem Plädoyer versucht heute Lippestad Breivik als politischen Menschen mit rechtsextremem Gedankengut darzustellen. Die Anschläge im vergangenen Juli in Oslo und auf der Insel Utöya sind für den Verteidiger, ebenso wie gestern für die Staatsanwälte, ein terroristischer Akt gewesen: „Ich bin ganz der Meinung der Staatsanwaltschaft, dass Anders Behring Breivik am 22.Juli einen grausamen Terrorakt begangen hat, so grausam, dass man es nicht glauben kann. Aber es ist die Realität, dass unsere kleines, sicheres Norwegen von einem grausamen Terrorakt heimgesucht worden ist, so grausam, dass man es bis heute nicht verstehen kann.“
Rechtsextreme Grundhaltung
Für Lippestad ist Breivik nicht krank, denn wenn man ihn für krank erklärt, nehme man ihm die Verantwortung für seine Taten, sagt Lippestad. Für Taten, die Breivik am 22.Juli begangen hat: „Der 22.Juli ist ein Tag von infernaler Gewalttätigkeit. Aber durch was wurde sie ausgelöst? Wurde die Gewalttätigkeit in ihm ausgelöst oder wurde sie durch die Politik in Norwegen ausgelöst? Breivik hat seine beiden Ziele sorgfältig ausgewählt, es waren politische Ziele. Das Regierungsviertel in Oslo und das Sommercamp der sozialistischen Jugend auf Utöya“.
Für Lippestad ist Anders Behring Breivik ein durch und durch politischer Mensch mit einer rechtsextremen Grundhaltung: „Die besonders wichtigen politischen Themen waren für Anders Behring Breivik die Einwanderung und die dadurch entstehende Multikulturelle Gesellschaft. Das hat er abgelehnt, das wollte er verhindern. Wir wissen, dass er im Internet an Debatten zu diesem Thema teilgenommen hat, etwa bei einer Homepage mit rechtsextremen politischen Ansichten.“
Freispruch oder milde Haftstrafe
Geir Lippestad fordert, Anders Behring Breivik freizusprechen. Sollte der 33-Jährige aber verurteilt werden, dann solle er nicht in die Psychiatrie eingewiesen werden, sondern eine milde Haftstrafe erhalten. Nach einer Pause werden fünf Überlebende noch einmal zu den Anschlägen Stellung nehmen. Als letzter wird Anders Behring Breivik das Wort erhalten. Er hat eine Stunde Redezeit verlangt.