Spanien stellt Antrag auf Bankenhilfe

Zwei Wochen hat sich die spanische Regierung für ihren offiziellen Hilfsantrag an die Euro-Gruppe Zeit gelassen. Schnelle Finanzhilfe soll Spaniens angeschlagenen Banken vor dem drohenden Bankrott retten. Die Euro-Gruppe bewilligte bis zu 100 Milliarden Euro, Spanien will "nur" 62 Milliarden in Anspruch nehmen.

Mittagsjournal, 25.6.2012

ORF-Korrespondent Josef Manola berichtet aus Madrid.

Rajoy wahrt Gesicht

In Madrid steigt die Zuversicht, dass die spanische Bankenkrise durch die EU-Hilfe rechtzeitig entschärft werden kann. Der Hilfsantrag, den der Wirtschaftsminister nach Brüssel sandte, enthält die Bedingungen, zu denen sich Banken maximal 62 Milliarden Euro ausleihen können.

Vergessen scheinen die Tage der Ratlosigkeit, als die Euro-Gruppe am Rettungsschirm für Spanien bastelte, Ministerpräsident Mariano Rajoy die angebotene Hilfe aber ausschlug. Die Sprachregelung, dass die Geldspritze nur den Banken zugutekomme und kein Schutzschirm für Spaniens Staatsfinanzen aufgebaut werde, half dem Regierungschef, das Gesicht zu wahren: "Es ist Geld für die Banken, sie werden es zurückzahlen und wir sind dankbar für die Hilfe unserer Partner."

Imageerfolg für Rajoy

Die Zeit zwischen den Notsitzungen nutzten die Spanier, um die Kreditbedingungen auszuhandeln. Günstigere Zinsen, als sie Portugal oder Griechenland bezahlen, werden als Verhandlungserfolg verbucht. Der Finanzanalyst José Carlos Diez zeigt sich dennoch vage: "Jetzt muss sich zeigen, ob die Hilfe dazu beitragen wird, das Vertrauen der internationalen Investoren wieder herzustellen, damit nicht mehr Kapital ins Ausland geht und damit Kapital wieder zurückfließt."

Rajoys Berater werten es als Imageerfolg, dass Spanien wieder Aufnahme in den Kreis der großen Vier der EU gefunden hat. Die Einladung zu einem Treffen in Rom in der Vorwoche gilt als Aufwertung des Spaniers. Rajoy war bei dem Treffen gemeinsam mit Frankreichs Präsident François Hollande und Italiens Mario Monti bei der deutschen Kanzlerin Angela Merkel für ein 130-Milliarden-Euro-Investitionsprogramm eingetreten, das beim EU-Gipfel Ende der Woche beschlossen werden soll.