Türkei-Syrien-Konflikt vor NATO

Der Abschuss eines türkischen Kampfflugzeugs durch Syrien ist Thema beim Nato-Rat in Brüssel. Ankara hat eine Sondersitzung beantragt. Das Land fühlt sich in seiner Sicherheit bedroht.

Mittagsjournal, 26.6.2012

Scharfe Worte aus Ankara

Fünf Tage ist es jetzt her, dass der türkische Kampfjet von der syrischen Luftabwehr abgeschossen worden ist, aber die Empörung der Regierung in Ankara hat sich noch nicht gelegt. Im Gegenteil, sie hat vor der Sitzung der Nato -Botschafter in Brüssel noch einmal kräftig nachgelegt in ihrer Kritik und Syrien vorgeworfen, ein weiteres türkisches Flugzeug angeschossen zu haben, eine Maschine, die auf der Suche nach den noch immer vermissten Piloten der abgeschossene F4-Phantom gewesen sein soll.

Doch damit nicht genug: Gerade als in Brüssel die Nato-Botschafter zusammenkommen, um in der Krisensitzung mehr über die Umstände des Abschusses zu erfahren, tritt Ministerpräsident Recep Tayip Erdogan vor das Parlament in Ankara, um seine Vorwürfe gegen das Regime in Damaskus zu bekräftigen: „Syrien hat das türkische Flugzeug vorsätzlich und in feindlicher Absicht abgeschossen. Wir sind in dieser Angelegenheit in vollem Recht. Zuletzt haben syrische Hubschrauber den türkischen Luftraum fünfmal verletzt, und wir haben nicht reagiert. Wir verhalten uns vernünftig, aber das sollte uns nicht als Schwäche ausgelegt werden“, so Erdogan.

Internationale Unterstützung erhofft

Es ist klar: Erdogan sucht die volle Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit, denn auch in einem Brief an den UNO-Sicherheitsrat bittet seine Regierung um Unterstützung: Der Jet habe sich in internationalem Luftraum befunden, betonte der türkische UN-Boschafter in einem Schreiben an den UN-Sicherheitsrat und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Das Flugzeug habe kein feindliches Manöver unternommen, es sei ohne Vorwarnung abgeschossen worden. Der Angriff, sei eine ernsthafte Bedrohung für Frieden und Sicherheit in der Region, so der türkische UN-Diplomat.

Unmittelbare Maßnahmen des Sicherheitsrates fordert die Türkei aber nicht. Erwogen wird ein Strom-Embargo gegen Syrien. Wie auch immer: Die Weichen für eine scharfe Verurteilung Syriens sind gestellt. Jetzt kommt es nur mehr darauf an, wie scharf die Worte ausfallen.

Und die Worte sind soeben gefallen: Die Nato hat den Abschuss eines türkischen Kampfjets durch die syrische Luftwaffe als "nicht hinnehmbar" verurteilt. Wir verurteilen das in schärfster Weise", sagte Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen.