Eine Gedanken-Sommerserie von Ursula Burkert und Doris Glaser
Kapriolen des Geistes
"Beim Wort Heimat denkt man immer gleich an zwangsweise verordnete Lederhosen." Das sagt eine Galionsfigur der Weltoffenheit, die Journalistin Barbara Coudenhove-Kalergi, die heuer ihren 80.Geburtstag gefeiert hat.
8. April 2017, 21:58
Ihre Gedanken über das Finden und Erfinden von Identität in einer multikulturellen Gesellschaft sind am 1. Juli um 9.05 Uhr in Ö1 zu hören. Coudenhove-Kalergi eröffnet damit eine Sommerserie, in der geistreiche Zeitgenoss/innen Gehaltvolles servieren. Zwischen den brisanten bis amüsanten Betrachtungen ist atmosphärisch passende Musik aus allen Richtungen zu hören.
"Es kommen immer wieder Leute, die sagen, ich bin fleißig - aber ein Künstler, der von seiner Arbeit eingenommen, besessen ist, ist süchtig!", meint der Schreib-Besessene Gerhard Roth, der am 24. Juni seinen 70. Geburtstag feierte. Unter dem Motto "Die Erinnerung ist eine Fata Morgana in der Wüste des Vergessens" wird Gerhard Roth am 8. Juli über Erlebtes und Imaginiertes in den Archiven des Dichters sprechen.
Am 15. Juli wird sich der Regisseur und Theatergründer Jürgen Kaizik über künstlerische Utopien in Zeiten der Krise Gedanken machen, am 22. Juli der in Triest lebende Krimi-Autor Veit Heinichen den Genuss als Lebenseinstellung beleuchten und am 29. Juli die Literaturexpertin Elke Heidenreich ein Plädoyer für die schöne Allianz von Musik und Büchern halten.
Am ersten Sonntag im August ist der Doyen der heimischen Bild-Reportage, Erich Lessing, zu Gast. Der 89-Jährige ist immer noch höchst aktiv und hat vor kurzem in Wien eine eigene Galerie eröffnet. Anlässlich der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrags entstand sein wohl bekanntestes Bild: Leopold Figl und die Außenminister der Alliierten auf dem Balkon des Wiener Belvedere.
Am 15. 8.(, wenige Tage vor seinem Auftritt als Erzähler in Brahms Die schöne Magelone bei den Salzburger Festspielen,) wird der Ausnahmekünstler Thomas Quasthoff über das konsequente Verfolgen des eigenen Lebenswegs berichten. Motto: "Schranken sind dazu da, überwunden zu werden." Bereits legendär ist der Ausspruch des Contergangeschädigten, dass es in Deutschland 80 Millionen Behinderte gebe - "nur ich habe den Vorteil, dass man es mir ansieht." Heuer hat sich der deutsche Bassbariton entschieden, seine beinahe 40 Jahre Sängerkarriere zu beenden.
Am 19. August setzt sich der deutsche Kabarettist Andreas Rebers mit unserer Gegenwart zwischen Ideal und Wirklichkeit auseinander. Den Abschluss der Gedanken-Sommerserie macht der Autor, Architekturhistoriker und "Sprachspieler" Friedrich Achleitner.