Neue Eigenkapitalvorschriften für Großbanken
Um für künftige Krisen besser gerüstet zu sein, müssen europäische Großbanken ihre Eigenkapitalreserven ab 1. Juli aufstocken, von vier auf neun Prozent. Von den neuen, strengeren Regeln sind auch zwei österreichische Großbanken betroffen, die Erste Bank und die Raiffeisen Zentralbank. Zusammen müssen diese beiden Institute 2,8 Milliarden Euro aufbringen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 30.6.2012
Österreichische Banken über Vorgabe
Sicherheitspuffer stärken, Vertrauen wieder herstellen – so lautet die Parole, die die europäischen Politiker ausgegeben haben. Die gute Nachricht gleich vorweg: Raiffeisen Zentralbank (RZB) und Erste Bank erfüllen die neuen Kapitalvorschriften, sagt Helmut Ettl, Chef der Finanzmarktaufsicht (FMA): "Die österreichischen Banken haben bereits die Hürde übersprungen. Jetzt wird in der Folge natürlich beobachtet, ob diese Vorgaben in der Zukunft auch eingehalten werden."
Diese Einhaltung kontrolliert die FMA. Sie kann, wenn nötig, auch Nachbesserungen fordern. Um eine Eigenkapitalquote von neun Prozent zu erreichen, musste allein die RZB knapp 2,1 Milliarden Euro aufbringen. Diesen Kapitalbedarf konnte die RZB nicht nur decken, sie habe die Vorgaben sogar übertroffen, sagt RZB-Generaldirektor Walter Rothensteiner: "Wir wissen noch nicht genau, wie viel wir über diesen neun Prozent sind, aber ein paar Zehntel darüber werden mit Sicherheit herauskommen."
Rothensteiner: "Ein schönes Stück Arbeit"
Um die Vorgaben zu erfüllen, haben die Banken ein ganzes Maßnahmenbündel umgesetzt, etwa Kreditrisiken oder Beteiligungen von Tochterbanken neu bewertet oder Gewinne einbehalten. Unter dem Strich haben die Banken nicht nur frisches Geld, sie haben auch viel bereits vorhandenes Kapital intern umgeschichtet. Rothensteiner befindet den Aufwand, den die RZB dafür betrieben hat, als sehr hoch: "Da ist es darum gegangen, sind die Kredite bei der Verbuchung auch richtig unterlegt, sind sie zum Beispiel auch wirklich als Hypothekarkredit eingeordnet, dann braucht man weniger Kapitalunterlegung oder sind sie als Kredit gebucht, da braucht man mehr Eigenkapital. Wenn man sich das von 17 Ländern anschauen muss, weil das ja alles miteingerechnet wird, dann ist das schon ein schönes Stück Arbeit gewesen."
Rothensteiner macht kein Geheimnis daraus, dass er sich zur Erfüllung der Vorschriften mehr Zeit gewünscht hätte: "Da waren 20 Arbeitsgruppen am Werk, um das alles zusammenzustoppeln."
Volksbank wegen Teilverstaatlichung ausgenommen
Auch die Erste Bank Group hat die Vorgaben der Europäische Bankaufsichtsbehörde (EBA) erfüllt, bestätigt ein Sprecher. Sie hatte einen Kapitalbedarf von knapp 700 Millionen Euro. Ihre Geldreserven hat sie vor allem mit einbehaltenen Gewinnen aufgestockt und sie hat ihr Risiko reduziert.
Eine österreichische Großbank ist von den neuen Eigenkapitalvorschriften ausgenommen, die Bank Austria. Für sie ist die italienische Mutterbank Unicredit zuständig. Ebenfalls ausgenommen ist die Österreichische Volksbanken AG. Sie hätte einen Kapitalbedarf von über einer Milliarde Euro gehabt. Nach hohen Verlusten im vergangenen Jahr wurde die Bank im April aber teilverstaatlicht und ist daher vom neuen Regelwerk ausgenommen.