Neuer HIV-Selbsttest "nicht zu empfehlen"

Primarius Norbert Vetter, ein Lungenfacharzt und langjähriger AIDS-Experte, steht Selbst- und Schnelltests grundsätzlich positiv gegenüber. Den nun in den USA zugelassenen Selbsttest will er aber nicht empfehlen und verweist auf einen in österreichischen Ordinationen und bei der AIDS-Hilfe erhältlichen Schnelltest.

Mittagsjournal, 5.7.2012

Primarius Norbert Vetter im Gespräch mit Eva Haslinger

Falsche Sicherheit

"Die Zeit ist noch nicht reif dafür", sagt Vetter im Ö1 Mittagsjournal. Er ist skeptisch gegenüber dem neuen Selbsttest, weil dieser nicht hundertprozentig sicher ist. Bei jedem zwölften Test ist ein falsches Ergebnis zu erwarten. Es könnte also sein, dass er bei jemandem, der HIV-positiv ist, diese Infektion nicht anzeigt. Und dass dieser Mensch dann in falsche Sicherheit gewiegt weiter ungeschützten Geschlechtsverkehr hat und andere ansteckt. Seine weitere Forderung: Jeder, der einen HIV-Test macht, sollte darüber informiert werden, was ein negativer oder positiver Test bedeutet, "dass er nicht allein dasteht mit dem Test".

Daher will der Mediziner diesen Test nicht empfehlen und will auf die Weiterentwicklung warten, so dass es keine falsch negativen Ergebnisse mehr gibt.

Selbsttests im Prinzip gut

Grundsätzlich steht Vetter Schnelltests äußerst positiv gegenüber: Betroffene wüssten durch Schnelltests jederzeit über ihren HIV-Status Bescheid und könnten nötigenfalls sofort mit einer Therapie beginnen. HIV-Infizierte, die sich früh behandeln lassen, könnten ein langes und gutes Leben haben. Außerdem sei ein behandelter HIV-Infizierter wesentlich weniger infektiös als jemand, der nicht behandelt ist.

Ein weiterer Aspekt: In Österreich werde derzeit viel getestet, aber die Falschen, sagt Vetter. Die Zielgruppe seien eigentlich sexuell aktive Menschen, erreicht würden aber vor allem Ältere, die vor einer Operation einem HIV-Test zustimmen. Selbsttests könnten dazu führen, dass "die Richtigen" getestet werden.