Zinsmanipulationen: Nachteil für Konsumenten?

Im Skandal rund um Zinsmanipulationen von Großbanken werden jetzt die ersten Sammelklagen in den USA vorbereitet. Anleger versuchen, von den Banken Schadenersatz zu bekommen. Konsumentenschützer gehen davon aus, dass vor allem Sparer und Kunden von Pensionsversicherungen geschädigt worden sein könnten.

Morgenjournal, 17.7.2012

Bessere Kreditwürdigkeit vorgetäuscht

Es sind die Zinssätze Libor und Euribor, mit denen die Banken getrickst haben sollen. Zu diesen Zinssätzen leihen einander die Banken Geld. Finanzexperte Manfred Lappe geht davon aus, dass die Zinsen in der Regel nach unten manipuliert wurden. So sollen die Banken auf dem Höhepunkt der Finanzkrise eine bessere Kreditwürdigkeit vorgetäuscht haben.

Den Schaden haben wohl in erster Linie Sparer und Anleger, die zum Beispiel in Pensionsfonds investiert haben. Denn sie bekommen für ihre Einlagen niedrigere Erträge. Allerdings werde der genaue Schaden schwer zu beziffern sein, sagt der Experte. Denn im Nachhinein sei schwer zu beweisen, wann und in welchem Ausmaß die Zinsen manipuliert wurden. Dazu müsste man den "richtigen" Zinssatz wissen, sagt Manfred Lappe. Auch die Antwort auf die Frage, wer eigentlich der Schädiger sei, stehe noch nicht fest.

Mehr Licht durch Verfahren

Aufklärung erhofft sich der Finanzexperte zum einen von der Rolle der Deutschen Bank als Kronzeugin, zum anderen von den Sammelklagen, die jetzt in den USA vorbereitet werden - und die Licht ins Dunkel bringen sollen. Denn die Beschuldigten seien zu einer intensiven Mitarbeit verpflichtet und müssten Dokumente vorlegen, die dann von den Klägern verwendet werden können.

Lappe rechnet damit, dass im Rahmen der Kronzeugenregelung noch mehr Banken auspacken werden. Dass es auch in Österreich zu einer Klageflut kommen wird, glaubt der Experte nicht. Potentiellen Geschädigten rät er, sich einer Sammelklage in den USA anzuschließen: "Weil geballte Kraft meistens auch eine stärkere Kraft ist." Außerdem könne man vom Wissensvorsprung der anderen, die bereits geklagt haben, profitieren.

Nicht nur Geschädigte

Für manche Bankkunden könnten die Zinsmanipulationen aber durchaus Vorteile gebracht haben - etwa für Kreditnehmer und Häuselbauer. Denn wenn die Zinsen künstlich niedrig gehalten werden, macht das die Kredite billiger.

An der Festlegung des Euribors sind übrigens auch zwei österreichische Banken beteiligt - Erste Bank und Raiffeisen. Sie haben bereits betont, dass sie nicht in die Zinsmanipulationen verstrickt sind, und auch die Finanzmarktaufsicht sieht bis dato kein Indiz für ein Fehlverhalten. Eine Prüfung will die Finanzmarktaufsicht dennoch einleiten.