Wlodkowski: "Sicher nicht gleich viel Förderung"

Auf Europas Bauern kommen große Veränderungen zu: In der EU beginnt 2014 eine neue Haushaltsperiode, in der auch die Agrarföderungen neu geregelt werden. Gerhard Wlodkowski, Präsident der Landwirtschaftskammer, weiß dass die heimischen Bauern weniger bekommen werden, setzt aber auf Österreichs "grünen Weg".

Mittagsjournal, 23.7.2012

Gerhard Wlodkowski, Präsident der Landwirtschaftskammer, im Gespräch mit Barbara Krommer.

"Ausgleichszahlungen der EU notwendig"

Zahlen aus dem jüngsten Grünen Bericht zeigen, dass die Einkommen der Bauern 2011 um ein Drittel stiegen. Im selben Jahr befanden sich die Lebensmittelpreise auf einem Rekordhoch. Gerhard Wlodkowski, Präsident der Landwirtschaftskammer, sieht hier keinen direkten Zusammenhang: "2009 war ein furchtbares Jahr mit einem Minus von 28 Prozent (bei den Einkommen der Bauern, Anm.). 2011 war ein besonders gutes Jahr, wo die Ernten gut waren, wo die Preise gut waren und wo wir sehr froh sind, dass wir wieder aufgeholt haben. Ob die Bauern profitiert haben? Da muss man sagen, international haben die Preise angezogen und die Bauern haben natürlich 2011 profitiert, aber ein Jahr ist gut, ein Jahr ist schlecht, und so ein gutes Jahr wie 2011 kommt sehr selten."

Gerade das heurige Jahr beweise Wlodkowski zufolge, dass die heimischen Bauern die Ausgleichszahlungen der Europäischen Union brauchen: "Zum einen, um solche katastrophalen Schäden zu bewältigen, und auf der anderen Seite haben wir höhere Standards. Auf den Punkt gebracht, sind diese Ausgleichszahlungen notwendig, damit die Bauern zumindest ein gewisses Sicherheitspolster haben, aber letztlich sind auch wir Unternehmer und werden immer ein Auf und Ab haben."

Österreich hat bereits "grünen Touch"

Die Ausgleichszahlungen werden sich allerdings vermutlich in nächster Zeit ändern. In der EU beginnt 2014 eine neue Haushaltsperiode. Wie viel Geld dann für die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik zur Verfügung stehen wird, ist noch unklar. Die österreichischen Bauern müssen sich wohl auf Veränderungen einstellen.

Nach den Angaben von Gerhard Wlodkowski gebe es im Moment einen Vorschlag des Agrarkommissars, der Anlass zu der Annahme gibt, dass die so genannte Gebietskulisse verändert wird. "Wir haben ja Berggebiete und benachteiligte Gebiete in Österreich. Ein Teil der benachteiligten Gebiete wird wegfallen, weil hier die Kriterien verschärft worden sind. Insgesamt hat die Agrarpolitik in der EU den Touch, dass sie grüner werden will. Diesen Weg ist Österreich in der Vergangenheit schon gegangen und wir hoffen, dass das von der EU jetzt anerkannt wird", sagt Wlodkowski.

"Ernährungssouveränität in Europa aufrechterhalten"

Die österreichischen Bauern werden in der nächsten Haushaltsperiode nicht gleich viel Förderung bekommen, ist sich Wlodkowski sicher. Er geht von etwas weniger als bisher aus. Ihm ist es aber auch ein Anliegen, der Gesellschaft zu erklären, was dahinter steht, wenn das Budget bei den Bauern zu stark gekürzt wird: "Als wir der EU beigetreten sind, haben wir 60 Prozent des EU-Budgets für die Landwirtschaft bekommen. Jetzt sind wir bei 40 Prozent und werden etwas darunter kommen. Ich sage dezidiert, wenn wir diese 40 Prozent in Zukunft nicht weiter bekommen, haben wir Probleme, diese Form der Landwirtschaft – die bäuerliche und keine industrielle – weiter aufrecht zu erhalten."

Es sei ja bereits ein Strukturwandel im Gange, sagt Wlodkowski. Er ist überzeugt, dass man in Europa die Ernährungssouveränität aufrechterhalten müsse: "Es wäre fatal, wenn wir uns von irgendjemandem im Ausland abhängig machen und wenn man weiß, dass in den nächsten 20 Jahren 50 Prozent mehr Lebensmittel in der Welt gebraucht werden, dann wissen wir, vor welchen Herausforderungen wir stehen."

Anpassung des Einheitswertsystems wird verhandelt

Österreich bereite sich auf ein kleineres EU-Agrarbudget vor, versichert Gerhard Wlodkowski: "Zum einen versuchen wir, in Europa Verbündete zu finden, damit wir versuchen, die Programme gemeinsam weiterzuführen. Der zweite Punkt ist, dass die Leistungen der Bauern anerkannt werden müssen. Es ist so, dass wir unsere Höfe nur dann aufrechterhalten, wenn wir eine Wertschöpfung erzielen, wenn unsere Produkte einen fairen Preis bekommen. Letztlich geht es auch darum, in der Öffentlichkeit klar zu machen, dass diese Förderungen keine Geschenke sind, sondern dass da enorm viel am Spiel steht, nämlich Arbeitsplätze, Bauernhöfe, Familien."

Bauern geraten nicht nur wegen der EU-Förderungen in die Kritik, sondern zuletzt auch wegen Steuervorteilen, die sie genießen. Der Steuervorteil für Agrardiesel ist mittlerweile gefallen, geblieben ist aber die Steuerpauschalierung, wo kurz gesagt, Bauern bis zu einer Fläche von zirka 100 Hektar nur einen Einheitswert von maximal 39.000 Euro versteuern müssen. Hier werde im Moment verhandelt, wie ein neues Einheitswertsystem aussehen könnte, verteidigt sich Wlodkowski: "Wir seitens der Landwirtschaft wollen diese Anpassung vornehmen. Es geht jetzt darum, dass ab 1.1.2014 neue Einheitswerte zur Verfügung stehen, weil ja davon auch die Sozialversicherungsbeiträge und andere Dinge abgeleitet werden. Das System ist seit 1986 nicht angepasst worden und es wird Betriebe geben, die gleich bleiben und solche, die mehr zahlen werden müssen."