Experte: Al-Kaida in Syrien aktiv

Die Terrororganisation Al Kaida gewinnt im syrischen Bürgerkrieg zunehmend an Bedeutung. Sie könnte ähnlich wie im Irak das Chaos nützen und sich als Machtfaktor festsetzen, analysiert Terror- und Nahost-Experte Guido Steinberg.

Mittagsjournal, 25.7.2012

Immer mehr Selbstmordanschläge

Begonnen hat es mit einer friedlichen Protestbewegung im Süden Syriens. Doch nach Monaten der brutalen Niederschlagung dieser Protestbewegung hat sich der Aufstand in Syrien inzwischen gewandelt. Das ganze Land wird derzeit immer tiefer in einen Bürgerkrieg gezogen. Die immer häufiger werdenden Selbstmordanschläge sind ein Indiz dafür, dass auch die Terrororganisation Al Kaida versucht, eine Rolle zu spielen, sagt der Terror- und Nahostexperte Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Seit einiger Zeit sei vor allem die irakische "Filiale" von Al Kaida in Syrien aktiv.
Die Präsenz der Al Kaida ist ein großes Problem für die Opposition in Syrien, denn sie wisse, dass der Aufstand in Syrien die weltweite Unterstützung verlieren könnte, sollte Al Kaida stärker werden, sagt Nahostexperte Guido Steinberg. Deswegen versuche die Opposition, die Terrorgruppen zu isolieren, doch ohne Erfolg. Laut Steinberg ist es der irakische Al Kaida Ableger, der sich an dem Kampf in Syrien beteiligt, mit Zustimmung der Al Kaida Führung in Pakistan. Doch die meisten Al Kaida Kämpfer stammten aus Syrien selbst

Kleiner Hoffnungsschimmer

Droht Syrien ein ähnliches Schicksal wie dem Irak, ein jahrlanger Bürgerkrieg mit Selbstmordanschlägen der Al Kaida? Ja, sagt Terrorexperte Guido Steinberg, doch noch gibt es auch die Hoffnung auf einen anderen Weg: nämlich, dass das Regime recht schnell fällt und die Auseinandersetzungen rasch beendet sind. Für viel wahrscheinlicher hält Steinberg aber einen längeren Bürgerkrieg.

Für die in Pakistan geschwächte Al Kaida sei Syrien eine Gelegenheit ein neues Schlachtfeld zu gewinnen, sagt Terrorexperte Steinberg, doch auch damit werde die Terrororganisation scheitern, ist Steinberg überzeugt. Sie seien nicht in der Lage, eine Massengefolgschaft zu generieren. Die AL Kaida Ideologie sei ein Randphänomen in der islamischen Welt. Al Kaida ist derzeit also präsent in Syrien, hat aber langfristig wenig Chancen das Schicksal dieses Landes zu prägen.

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