Zahnloses Kosmetik-Tierschutzverbot?
Tierversuche, um Kosmetika sicherer zu machen, sind in der Europäischen Union seit mehreren Jahren verboten, nicht aber in anderen Teilen der Welt. Ab nächstem Jahr soll in Europa ein Verkaufsverbot auch von in Übersee mit Hilfe von Tierversuchen hergestellten Kosmetika gelten. Doch dieses geplante Verbot könnte aufgeweicht werden, warnen Tierschützer.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 4.8.2012
Warnung vor Verwässerung
Die Europäische Union hat Tierschutzregeln, die zu den strengsten der Welt gehören. Mäuse und Ratten im Labor gefährlichen Cremen oder Shampoos auszusetzen, um die Unbedenklichkeit für Menschen zu testen, das ist in Europa seit 2006 verboten. Doch die eigentlich längst beschlossene Verschärfung im Kampf gegen Tierversuchs-Kosmetika droht verwässert zu werden, warnen Tierschützer. Gesundheitskommissar John Dalli will Ausnahmeregeln für das ab März 2013 geplante totale Verkaufsverbot auch für außerhalb der EU hergestellte Kosmetikprodukte. Das bestätigt Kommissionssprecher Frederic VIncint: "Ja, Ausnahmen sollten möglich sein, aber das vollständige Verbot von Tierversuch Kosmetika bleibt das Ziel. Wir haben es hier mit sehr speziellen Fällen zu tun", so der Sprecher der Europäischen Kommission, "vor allem wenn es um die Verträglichkeit von Hautcremen geht. In einigen Fällen hat es die Kosmetikindustrie noch nicht geschafft Alternativen zu Tierversuchen zu entwickeln."
Politische Entscheidung
Ausnahmen vom totalen Verkaufsverbot von Tierversuchs-Kosmetika sind nach den Überlegungen der Kommission nur denkbar wenn eine Firma nachweisen kann, dass die Unbedenklichkeit von Innovationen ausschließlich mit Hilfe von Tierversuchen festgestellt werden kann. "Für Konsumenten, die grundsätzlich gegen Tierversuche eingestellt sind, gibt es viele Produkte auf dem Markt", erinnert der Kommissionssprecher. "Man muss einfach alle Faktoren berücksichtigen, den Tierschutz genauso wie die Interessen der Wirtschaft und der Konsumenten. Es wird eine politische Entscheidung geben müssen."
Widerstand angekündigt
Im Europaparlament kündigt der sozialdemokratische österreichischen Europaabgeordnete Jörg Leichtfried Widerstand an. Die Industrie habe Jahre Zeit gehabt sich vorzubereiten. Aber die Unternehmen wollten eben Kosten sparen, "auf Kosten der leidenden Tiere und das ist endlich abzustellen." Die Europäische Kommission gebe dem Druck der Kosmetikindustrie nach, wenn sie bereit sei das Importverbot zu lockern, kritisiert Leichtfried. Dass die Konsumenten davon profitieren, wenn besser getestete Produkte auf den Markt kommen, glaubt der SPÖ-Europaabgeordnete nicht. Die Kosmetikindustrie verdienen genug Geld, dass sie sich das leisten könne.
Ihren Änderungsvorschlag will die Europäische Kommission im Herbst vorlegen, die Entscheidung liegt beim Europaparlament und den Mitgliedsstaaten.